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Gelungener Volksentscheid: Panama-Kanal wird ausgebaut

Beim Volksentscheid über die Erweiterung des Panama-Kanals hat die überwältigende Mehrheit der Einwohner für das Milliardenvorhaben gestimmt. Die Bauarbeiten sollen gigantischen Containerschiffen die Durchfahrt zwischen Pazifik und Atlantik ermöglichen.

Panama-Stadt - Fast achtzig Prozent der panamaischen Wähler seien dafür, den fast hundert Jahre alten Kanal auszubauen, teilte die Wahlkommission der mittelamerikanischen Republik mit, nachdem drei Viertel der Stimmen ausgezählt waren. Das Ergebnis sei aber noch nicht amtlich. Die Wahlbeteiligung wurde auf 43 Prozent geschätzt. Die Kanalerweiterung kostet über vier Milliarden Euro.

Der Vorsitzende der Wahlkommission, Eduardo Valdes, teilte bei einer Pressekonferenz in Panama-Stadt mit, dass den vorläufigen Zählungen zufolge 78,3 Prozent der Wähler für das Vorhaben gestimmt hätten. Präsident Martin Torrijos habe sich über den "Mehrheitswillen" seiner Landsleute gefreut, sagte Valdes. Umfragen vor dem Volksentscheid hatten rund siebzig Prozent Zustimmung für das Regierungsvorhaben vorausgesagt. Von den drei Millionen Einwohnern Panamas waren zwei Millionen stimmberechtigt.

Bis zu 42.000 neue Arbeitsplätze

Mit dem größeren Kanal soll Panama wettbewerbsfähig bleiben, außerdem spricht die Regierung von bis zu 42.000 neuen Arbeitsplätzen. Kritiker erwarten allerdings bedeutend höhere Kosten und fürchten Umweltschäden als Folge der Kanalerweiterung. Das Erweiterungsprojekt sieht vor, parallel zu den zwei bestehenden Fahrrinnen eine dritte zu bauen - mit neuen, größeren Schleusen. Dadurch soll der Kanal für die neue Generation großer Containerschiffe befahrbar werden. Die Frachtschiffe können bis zu 12.000 Container transportieren, während bislang 5000 Container auf ein Schiff passen.

Zurzeit nehmen rund 14.000 Schiffe pro Jahr die Abkürzung vom Pazifischen zum Atlantischen Ozean - was drei bis vier Prozent des Welthandels ausmacht. Ohne den Ausbau würde der Panama-Kanal seine Kapazitätsgrenzen nach Angaben der Betreiber im Jahr 2012 erreichen. Das Land müsse sich dem Wettbewerb stellen, argumentierte Staatschef Torrijos, andernfalls werde der Kanal zugunsten anderer Routen an Bedeutung verlieren.

Kritiker befürchten Umweltschäden

Wirtschaftlich ist der Kanal für Panama von großer Bedeutung: 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hängen von ihm ab. Die Kanalbehörde gilt als Staat im Staat; sie hat fast 9000 Angestellte. Der Ausbau würde nach Angaben der Regierung direkt 7000 neue Arbeitsplätze schaffen - und indirekt bis zu 35.000 weitere. Torrijos kann auf breite Unterstützung bauen: Die Privatwirtschaft unterstützt den Ausbau genauso wie die Kirchen und sogar die Mehrheit der Oppositionsparteien.

Kritiker der Kanalerweiterung befürchten Umweltschäden und glauben nicht an die niedrigen Kosten, die die Regierung veranschlagt. Der Ausbau wird nach Angaben der Gegner des Projekts acht Milliarden Dollar kosten. Daher, sagen sie, solle die Regierung das Geld lieber in die Bekämpfung der Armut stecken, von der 40 Prozent der Panamaer betroffen sind.

Den Panama-Kanal hatten zwischen 1904 und 1914 die Vereinigten Staaten gebaut; bis 1999 war er in ihrem Besitz. Zuvor war Frankreich mit einem ähnlichen Plan gescheitert. Der Kanal ist etwa achtzig Kilometer lang. Schiffe müssen seit seiner Eröffnung nicht mehr das Kap Horn an der Südspitze Südamerikas umfahren und sparen dadurch drei bis vier Tage Zeit. (tso/AFP)

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