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Politik: Gemeinsam gegen die USA

Venezuelas Präsident Hugo Chavez besucht Weißrussland, Russland, Iran und Vietnam

Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko hat selten Gelegenheit, sich als Gastgeber in Szene zu setzen. Denn seit er im März die Opposition bei Protesten gegen manipulierte Wahlen brutal zusammenknüppeln ließ, ist er von der internationalen Gemeinschaft weitgehend isoliert. Deshalb schloss „Europas letzter Diktator“, wie ihn die US-Regierung bezeichnet, den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez am Sonntag schon auf dem Flughafen in Minsk in die Arme und wohl auch ins Herz. Denn Chavez war nach eigenen Worten gekommen, um weltweit die Kräfte für den Kampf gegen den Imperialismus zu bündeln. Er habe „einen Freund gefunden, und zusammen sollten wir eine Kampftruppe gründen“, sagte Chavez dann auch nach dem Treffen mit Lukaschenko. Die beiden vereinbarten eine „langfristige strategische Zusammenarbeit“ zwischen den Ländern. Sie wollen künftig im Bereich Energie, Wissenschaft und Technologie stärker kooperieren.

Das Feindbild von Chavez deckt sich nicht nur weitgehend mit dem von Kubas Führer Fidel Castro und dem von Boliviens Evo Morales, die er zusammen mit Lukaschenko in die „Achse des Guten“ einsortiert hat. Es stimmt auch mit dem Weltbild derer überein, die der Venezolaner noch besuchen will: Von Weißrussland geht es nach Russland, wo Chavez am Dienstag mit Präsident Putin zusammentrifft, dann in den Iran und nach Vietnam.

Erst die Audienz im Kreml werde seiner Reise höhere Weihen verleihen, schreibt die Moskauer Tageszeitung „Kommersant“. Antiamerikanismus werde dadurch erneut in den Rang eines Faktors der internationalen Politik erhoben. Wütend über die mageren Ergebnisse des G-8-Gipfels und die bilateralen Konsultationen an dessen Rand, riskiere Putin damit jedoch, Russland in gefährliche Nähe zu den Staaten zu rücken, die „aus der internationalen Gemeinschaft ausgeschieden sind und deren politische Verhaltensnormen negieren“. Chavez will sich Russlands Unterstützung für einen Sitz im UN-Sicherheitsrat holen, wenn im Oktober dessen nichtständige Mitglieder neu gewählt werden. Washington ist strikt dagegen und dürfte Moskau auch Rüstungslieferungen nach Venezuela übel ankreiden, mit denen das Waffenembargo, das die USA im Juni gegen das Land verhängten, ausgehebelt wird. So will Caracas die F-16-Abfangjäger aus den USA durch russische SU-30 ersetzen. Geplant ist auch der Kauf von Militärhubschraubern und 100 000 automatischen Kalaschnikow-Gewehren.

Noch mehr ärgern dürfte Washington aber, dass Chavez in Teheran über kerntechnische Kooperation verhandeln will. Wie Radio Fardah, der iranische Dienst des US-Auslandssenders Radio Free Europe, berichtete, hat der iranische Parlamentschef Haddad Adel Venezuela im Februar Hilfe bei der Entwicklung der Kernenergie zu friedlichen Zwecken zugesagt.

Elke Wndisch[Moskau]

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