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Politik: "General" Rinus Michels gestorben

Er führte die niederländische Fußball-Nationalmannschaft 1974 ins WM-Finale gegen Deutschland und 1988 zum Europameistertitel. Heute ist die Trainerlegende Rinus Michels - nicht nur in seiner Heimat "Der General" genannt - im Alter von 77 Jahren gestorben.

Den Haag (03.03.2005, 12:31 Uhr) - Die Niederlande trauern um einen Fußball-Heros. Trainer-Legende Rinus Michels starb am Donnerstagmorgen im Alter von 77 Jahren in einem Krankenhaus an Komplikationen nach einer Herzklappenoperation. Das teilte sein früherer Verein Ajax Amsterdam mit. Sportler und Politiker äußerten ihre Trauer über den Tod des Trainers, der mit Ajax und der niederländischen Nationalmannschaft in den 70er Jahren zu einem Symbol für offensiven und attraktiven Fußball wurde.

Seinen größten Erfolg feierte Michels, der sich wegen seiner autoritären Art im Umgang mit Spielern den Beinamen «General» erwarb, bei der Europameisterschaft 1988, als das «Oranje»-Team durch einen 2:0-Sieg gegen die UdSSR im Münchner Finale seinen bisher einzigen internationalen Titel gewann. Im Halbfinale zuvor war den Niederländern mit dem 2:1 gegen Deutschland die ersehnte Revanche für die Niederlage im WM-Finale von 1974 gelungen, wo der von Michels geführten Mannschaft um Superstar Johan Cruyff der ganz große Wurf versagt geblieben war.

Seinen Stammverein Ajax führte Michels vier Mal zur Meisterschaft und drei Mal zum Pokalsieg, 1971 holte er mit dem Club aus Amsterdam den Europapokal. Danach wechselte Michels zum FC Barcelona, mit dem er spanischer Pokalsieger wurde.

In weniger guter Erinnerung behielt Michels seine Gastspiele in der Fußball-Bundesliga, obwohl er 1983 als Pokalsieger mit dem 1. FC Köln auch in Deutschland einen Titel gewann. Doch schon wenige Wochen nach diesem Erfolg endete das im Oktober 1980 begonnene Engagement bei den «Geißböcken» auf Wunsch des «Generals» vorzeitig. Wegen der harten Gangart des Trainers war es zu Auseinandersetzungen mit der Mannschaft gekommen.

Auch bei Bayer Leverkusen wurde Michels nicht glücklich. Acht Monate nach seinem mit viel Vorschusslorbeer begleiteten Amtsantritt beim Werksclub warf der Niederländer schon im April 1989 wieder das Handtuch. Dem Europameister war es nicht gelungen, den frisch gekürten UEFA-Cup-Sieger zu einem Spitzenteam zu formen.

Michels galt als harter, aber gerechter Trainer, der seine Spieler ständig unter Spannung hielt. «Ein Mann von wenigen Worten, der später immer menschlicher geworden ist», sagte der vor wenigen Tagen entlassene Ajax-Trainer Ronald Koeman, der einst selbst unter Michels gespielt hatte.

Von seinen Spielern verlangte Michels «totalen Fußball»: Pressing, stürmende Verteidiger, ein aggressiver Sturm. Er wusste mit Stars wie Johan Cruyff, Ruud Gullit oder Marco van Basten umzugehen. «Außerhalb des Feldes hat Rinus Michels die selbe Bedeutung für den niederländischen Fußball wie Johan Cruyff auf dem Feld», sagte Ministerpräsident Jan Pieter Balkenende am Donnerstag.

(Von Thomas P. Spieker, dpa) ()

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