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Politik: General unter Druck

Nach dem US-Luftschlag gegen ein pakistanisches Dorf gibt es auch Protest gegen Machthaber Musharraf

Von Frank Jansen

Berlin – Nach dem offenkundig misslungenen Luftschlag der Amerikaner gegen ein vermutetes Al-Qaida-Versteck in Pakistan gerät die Regierung des Landes unter Druck. In zahlreichen Städten kam es am Sonntag zu Demonstrationen, die sich gegen die USA und das Regime des pakistanischen Militärherrschers Pervez Musharraf richteten. Proteste mit tausenden Teilnehmern wurden aus der Hauptstadt Islamabad sowie aus Lahore, Karatschi, Peshawar und der von dem Angriff betroffenen Region Bajaur im Nordwesten Pakistans gemeldet. Die Demonstranten skandierten „Tod Amerika“, „Tod Bush“ und „Der Freund Amerikas ist ein Verräter“. Damit war Musharraf gemeint, der im Antiterror-Kampf als einer der engsten Verbündeten der USA auftritt.

Die Regierung des Generals hat indes bei den Amerikanern scharfen Protest gegen den Beschuss eingelegt. Bei dem Luftangriff am Freitag auf das Dorf Damadola waren 18 Menschen ums Leben gekommen, darunter sechs Kinder. Offenkundig hatte eine Drohne der CIA Raketen abgefeuert, die den Al-Qaida-Vizechef Aiman al Sawahiri treffen sollten.

Der Ägypter befindet sich aber nach Angaben pakistanischer Sicherheitskreise nicht unter den Toten. Es werde allerdings anhand von DNA-Tests geprüft, ob nicht doch eine der Leichen die von Aiman al Sawahiri sein könnte. Die pakistanischen Behörden wollen offenbar die Ergebnisse der DNA-Tests mit denen von Familienangehörigen Sawahiris vergleichen. Das Material werden wahrscheinlich Ägypten und die USA an Pakistan liefern. Die Amerikaner haben auf den Kopf Sawahiris 25 Millionen Dollar ausgesetzt. Der Stellvertreter Osama bin Ladens hält sich nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste in wechselnden Verstecken entlang eines nördlichen Abschnitts der afghanisch-pakistanischen Grenze auf. Auch bin Laden selbst wird in dieser Region vermutet, aber in der Regel nicht am selben Ort wie Sawahiri.

Die Proteste in Pakistan gegen den Luftangriff der Amerikaner werden offenbar von islamistischen Gruppierungen gesteuert. Schon bei den Demonstrationen, die am Sonnabend in Bajaur stattfanden, spielte die Jamaat-e-Islami (Islamische Vereinigung) eine führende Rolle. Die 1941 gegründete, älteste islamistische Partei Pakistans ist die treibende Kraft in der fundamentalistischen Allianz Muttahida Madschlis-e-Amal (Vereinigte Aktionsfront), die seit dem Jahr 2001 die Nordwest-Grenzprovinz und die Provinz Belutschistan regiert und dort ein streng religiöses Regime etabliert hat.

Das islamistische Bündnis wirft Präsident Musharraf vor, er sei im Antiterror-Kampf nur eine Marionette der Amerikaner. Musharraf hat allerdings der engen Kooperation mit den USA, die zu zahlreichen Verhaftungen hochrangiger Al-Qaida-Kader in Pakistan geführt hat, auch Grenzen gesetzt. Der General verwahrte sich zumindest öffentlich immer gegen amerikanische Militäraktionen in Pakistan. Dagegen haben die USA aber offenbar jetzt wenigstens zum zweiten Mal verstoßen. Bereits Anfang Dezember 2005 starb bei einem ähnlichen Angriff der CIA in der Provinz Wasiristan die mutmaßliche Nummer drei der Al Qaida, der Ägypter Abu Hamsa Rabia.

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