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Politik: Generalbundesanwalt will ermitteln

Experten des Bundeskriminalamtes sollen Opfer identifizieren / Verletzte nach Australien geflogen

Berlin/Jakarta (avi/dpa). Bei den Anschlägen auf Bali ist mindestens eine Deutsche getötet worden, acht weitere wurden nach Angaben des Auswärtigen Amts am Montag noch vermisst. Von zehn verletzten Deutschen seien sechs von Bali nach Australien geflogen worden, teilte ein Sprecher weiter mit. Zwei der Verletzten stammen seinen Angaben nach aus Berlin, zwei aus MecklenburgVorpommern. Jeweils ein Opfer kommt aus Rheinland-Pfalz und aus Bayern. Deutsche Justizbehörden haben angekündigt, zur Aufklärung des Anschlags beitragen zu wollen.

Bei den insgesamt drei Bombenexplosionen sind nach Schätzungen vom Montag insgesamt 189 Menschen getötet und über 300 verletzt worden, darunter vor allem Australier. Die deutschen Verletzten werden in Australien in den Städten Darwin und Perth behandelt. Deutsche Konsularbeamte haben den Angaben zufolge Kontakt mit den Krankenhäusern und zum Teil auch mit den Opfern. Vier weitere verletzte Deutsche wurden noch auf Bali aus der Behandlung entlassen. Sie haben ihren Wohnsitz auf der indonesischen Insel.

Zur Identifizierung der deutschen Opfer schickt das Bundeskriminalamt (BKA) eine Spezialeinheit nach Bali. Mitglieder der so genannten Identifikations-Kommission (Idko) würden so schnell wie möglich abfliegen, sagte ein BKA-Sprecher in Wiesbaden. Die Kommission ist darin geschult, nach Flugzeugabstürzen und anderen Katastrophen stark verstümmelte Tote anhand des Zahnstatus und von Fingerabdrücken zu identifizieren. Die Einheit wurde zum Beispiel bei der ICE-Katastrophe von Eschede eingesetzt. Wie der Sprecher dem Tagesspiegel sagte, hätten die indonesischen Behörden „sehr positiv“ auf das Angebot reagiert, die Experten einzufliegen. Wie viele BKA-Mitarbeiter in die Region geschickt werden sollen, werde mit indonesischen und australischen Behörden abgestimmt.

Zur Aufklärung der Anschläge will Generalbundesanwalt Kay Nehm ein Ermittlungsverfahren einleiten. Eine Sprecherin sagte, die Bundesanwaltschaft werde sich bei der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens auf den im Strafgesetzbuch neu geschaffenen Anti-Terror-Paragrafen 129 b stützen. Dieser ermöglicht die Verfolgung ausländischer terroristischer Vereinigungen. Zunächst müsse allerdings eine „Ermächtigung“ des Bundesjustizministeriums eingeholt werden. Es sei noch zu früh, um sagen zu können, ob dann auch Deutsche Polizisten vor Ort ermitteln würden.

Australien und die USA haben bereits die Zusammenarbeit mit den indonesischen Behörden aufgenommen. Washington und Canberra liefern „technische Hilfe“ bei den Untersuchungen, sagte der Polizeichef der Ferieninsel Bali. In Australien begann die Polizei auf allen Großflughäfen, Urlaubsfotos und Amateurvideos von heimgekehrten Touristen einzusammeln. Die Urlauber würden zudem über ihren Aufenthalt auf Bali befragt, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Auf diese Weise solle Beweismaterial gewonnen werden.

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