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Politik: Genom zu Schleuderpreisen

Genforscher Craig Venter will preiswerte Erbgut-Analysen für jedermann anbieten und bessere medizinische Behandlung sichern

Von Hartmut Wewetzer

Hunderte von Millionen Dollar und mehrere Jahre angestrengter Arbeit kostete es, den Bauplan des menschlichen Körpers zu entziffern. Aber „den“ Menschen gibt es nicht. Jeder hat sein eigenes unverwechselbares Erbgut. Forscher überlegen deshalb, wie der Weg zum „1000-Dollar-Genom“ aussehen könnte, das für jedermann erschwinglich wäre. Einer will wieder ganz vorne mit dabei sein: Craig Venter (55), Enfant terrible unter den Genforschern. Mit der Firma Celera war Venter einst der große Herausforderer des öffentlich geförderten Humanen Genom-Projekts.

Nach seinem Abschied von Celera, der eher ein Abschieben war, will Venter nun erneut ein riesiges Genom-Labor aufbauen, mit dem alles bisher Dagewesene noch übertroffen werden soll. „Unsere Absicht ist, ein Genom in Minuten oder Stunden statt wie bisher in Monaten oder Jahren zu analysieren“, sagt Venter. Ein Ziel dabei werde es sein, die Kosten für die Entschlüsselung des persönlichen Genoms auf 2000 bis 3000 Dollar zu senken. Aber zehn Jahre werde das wohl dauern: Die Technik ist nicht ausgereift genug, um die rund drei Milliarden „Buchstaben“ der menschlichen Erbinformation so schnell zu entziffern.

Aber was sollte einem die persönliche Erbgut-Bibliothek nutzen? Venter ist überzeugt, dass die Genom-Daten eine Medizin nach Maß ermöglichen werden. Denn die Erbinformation des Menschen ist zwar zu 99,9 Prozent identisch. Aber im letzten Promille verstecken sich möglicherweise wichtige medizinische Informationen: die Neigung zu bestimmten Krankheiten etwa. Warum bekommt der eine Krebs, während der andere verschont bleibt? Warum hilft die Behandlung dem einen Patienten, während sie dem anderen eher schadet?

Sitz von Venters neuem Genom-Zentrum soll Rockville im US-Bundesstaat Maryland sein. Betrieben werden soll es von drei nicht-kommerziellen Instituten, die Venter ebenfalls gegründet hat. Den Traum vom persönlichen Genom hat er sich übrigens schon erfüllt: Im April gab er bekannt, dass Celera ein ganz besonderes Erbgut entziffert hatte: das von J. Craig Venter.

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