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Politik: Gentechnik: Briten wollen menschliche Embryonen klonen

Viele Mediziner haben große Erwartungen an Stammzellen. Diese biologischen "Alleskönner" lassen sich im Labor beliebig vermehren und in viele verschiedene Gewebearten weiterentwickeln.

Viele Mediziner haben große Erwartungen an Stammzellen. Diese biologischen "Alleskönner" lassen sich im Labor beliebig vermehren und in viele verschiedene Gewebearten weiterentwickeln. Eines Tages sollen Stammzellen als Quelle für neue Therapien schwerer Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer herangezogen werden. Für manche Forscher sind sie gar "Jungbrunnen" für verbrauchte Organe. Aber darf man menschliche Embryonen verbrauchen, um Stammzellen zu gewinnen und ihr enormes Potenzial zu erforschen? Wissenschaftliche Berater der britischen Regierung haben diese strittige Frage nun mit einem klaren "ja" beantwortet.

In einem am Mittwoch veröffentlichten, mit Spannung erwarteten Bericht für das britische Gesundheitsministerium sprechen sie sich für eine streng kontrollierte Erforschung menschlicher embryonaler Stammzellen und ihre Erprobung aus. Diese stammen zum Beispiel aus überzähligen Embryonen nach einer erfolgreichen Reagenzglasbefruchtung, können aber auch durch "therapeutisches Klonen" gewonnen werden. Dabei wird der Kern aus der Körperzelle eines Patienten in eine entkernte Eizelle eingepflanzt. Der so entstandene Embryo - nach dem gleichen Prinzip wurde auch das Schaf "Dolly" geklont - kann dann als Quelle für Gewebe dienen, das dem Patienten zurückgegeben wird. Die Wissenschaftler wenden sich aber gegen das Vermischen einer menschlichen Zelle mit einem tierischen Ei und auch gegen das Klonen von Menschen.

Die Regierung von Tony Blair schloss sich gestern den Empfehlungen der Wissenschaftler an. Sie will die Entscheidung darüber im Parlament freigeben. In Deutschland verbietet das Embryonen-Schutzgesetz das therapeutische Klonen ebenso wie die Gewinnung von Stammzellen aus überzähligen Embryonen der Reagenzglasbefruchtung.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wodarg begrüßte die Stellungnahme der britischen Kommission. Es sei grundsätzlich positiv, dass Großbritannien das Klonen menschlicher Zellen für Forschungszwecke erlauben wolle, sagte er im Deutschlandfunk. Die Bundesrepublik solle jetzt folgen und das Embryonen-Schutzgesetz anpassen.

Unterdessen teilten eine japanische und eine konkurrierende amerikanisch-britische Forschergruppe mit, dass ihnen das Klonen von Schweinen gelungen sei. Schweine gelten als potenzielle Organspender für den Menschen. Allerdings berichteten US-Forscher, dass Schweine-Viren menschliche Zellen infizieren und die Artgrenze zur Maus überspringen können. Diese Viren gelten zurzeit als größtes Hindernis für die tierische Organspende.

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