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Beim Geo-Engineering wird entweder versucht, die Sonneneinstrahlung zu beeinflussen oder Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen.

© Julian Stratenschulte/dpa

Geo-Engineering: Die verschleierte Sonne

Technische Eingriffe in die globalen ökologischen Abläufe könnten die Erderwärmung aufhalten. Mögliche Risiken sind aber kaum erforscht.

Hollywood war mal wieder schneller als die Realität: Im Film „Geostorm“, kürzlich angelaufen, kontrolliert ein weltumspannendes Netz von Satelliten das Wetter und schützt die Menschheit vor den Folgen des Klimawandels. Natürlich bemächtigt sich ein Bösewicht des Systems und der Weltuntergang kann nur in allerletzter Minute abgewendet werden.

Der Film spiegelt die großen Vorbehalte, die gegenüber Geo-Engineering bestehen: „Die Risiken sind noch nicht wirklich erforscht, können aber hoch sein, gerade wenn Geo-Engineering in großem Stil betrieben wird“, sagte Naomi Vaughan von der Universität von East Anglia kürzlich bei einer Konferenz in Berlin.

Aber was ist Geo-Engineering eigentlich? Die Methoden teilen sich grob in die Beeinflussung der Sonneneinstrahlung (Solar Radiance Management SRM) und das Entfernen von Kohlenstoff aus der Atmosphäre (Carbon Dioxid Removal CDR). Zu SRM gehören zum Beispiel Spiegel im All, Partikel in der Stratosphäre zum Verschleiern der Sonne, das Aufhellen von Meereswolken mit Salz, das Erzeugen von Wasserbläschen im Meer, die dann mehr Licht zurückwerfen oder Pflanzenzüchtungen, deren Blätter mehr Sonnenlicht reflektieren. Zu CDR gehören unter anderem Aufforstung, das Erzeugen von Biokohle aus Reststoffen und ihr Einbringen in den Boden, das Abscheiden und Verwenden von Kohlendioxid oder das Abscheiden und Verpressen im Untergrund und schließlich das Erzeugen von Strom aus Biomasse mit anschließendem Verpressen von Kohlendioxid. Letzteres gilt zurzeit als die vielversprechendste Methode.

Was passiert, wenn die Anlagen plötzlich abgeschaltet werden?

Es gibt also viele Maßnahmen, von denen einige nicht unbedingt gefährlich sind. Ohne negative Emissionen – also irgend eine Form des Herausholens des Kohlendioxids aus der Atmosphäre – ist es unwahrscheinlich, unter zwei Grad Erderwärmung zu bleiben. Das ist der Stand der Wissenschaft laut Weltklimarat IPCC. Die Technologien, so die Überzeugung, müssten ab 2030 eingesetzt werden.

Doch was passiert zum Beispiel, wenn SRM plötzlich abgeschaltet wird? Das Kohlendioxid wäre dann noch in der Luft und die Sonnenstrahlung nur gefiltert. Dann könnte es schlagartig heißer werden. Andererseits besteht auch ein Risiko, wenn nicht gehandelt wird und die Erderwärmung ansteigt. Hinzu kommt die Gefahr, dass Geo-Engineering als eine Ausrede für ein fossiles „Weiter so“ benutzt wird, warnte Lili Fuhr von der Heinrich-Böll-Stiftung.

Noch völlig am Anfang steht die Debatte darüber, wie Geo-Engineering gesetzgeberisch behandelt werden müsste. Sollte man die Technologien unterteilen in solche, die man als probates Werkzeug nutzen, die man nur im Notfall gebrauchen und die man mit einem Tabu belegen sollte, wie der Ethikprofessor Patrick Taylor-Smith vorschlug?

Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik fordert jedenfalls, die Debatte um negative Emissionen zu beginnen. „Es liegt nahe, dass dies die klimapolitischen Vorreiter übernehmen, die auch die größte historische Verantwortung tragen, darunter Deutschland und die EU“, schreibt er im Magazin „Nature Climate Change“.

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