zum Hauptinhalt
Scheungraber

© dpa

Gerichtsurteil: Lebenslange Haft für Kriegsverbrecher

In einem der letzten Kriegsverbrecherprozesse ist der 90-Jährige Josef Scheungraber zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er ließ als Wehrmachtssoldat im Zweiten Weltkrieg Zivilisten in Italien ermorden.

Das Schwurgericht war nach knapp elfmonatiger Beweisaufnahme überzeugt, dass der damalige Kompaniechef des Gebirgspionierbataillons 818 im Juni 1944 in der Toskana den Befehl zu einem Vergeltungsschlag für den Tod zweier Soldaten gegeben hatte. Insgesamt 14 italienische Zivilisten starben damals. Das Gericht sprach Josef Scheungraber des Mordes in zehn Fällen sowie des versuchten Mordes schuldig.

Das Strafmaß entsprach dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. An der Urteilsverkündung nahmen auch Hinterbliebene der Opfer teil. Die Zuhörer im Gerichtssaal quittierten das Urteil mit Klatschen.

Bei dem Vergeltungsschlag waren vier Angehörige der Zivilbevölkerung erschossen und zehn in einem Haus in die Luft gesprengt worden. Die Sühneaktion Scheungrabers habe Unschuldige getroffen, da man der wahren Täter nicht habhaft werden konnte, sagte Richter Manfred Götzl. "Bei seinem Vorgehen kam es dem Angeklagten darauf an, seinen Hass wegen des Todes seiner Soldaten abzureagieren und sich zu rächen."

Scheungraber verzichtete auf ein letztes Wort unmittelbar vor dem Urteil. Er hatte im Vorfeld der Verhandlung jede Beteiligung an dem Massaker bestritten, er habe davon nicht einmal gewusst. In Italien war Scheungraber schon 2006 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Als deutscher Staatsbürger wurde er zur Strafvollstreckung nicht ausgeliefert.

Die Anwälte des Verurteilten haben Rechtsmittel gegen die Entscheidung angekündigt. "Wir gehen auf jeden Fall in Revision", sagte Anwalt Klaus Göbel am Dienstag in München.

In einem weiteren NS-Verfahren hat die Staatsanwaltschaft München den mutmaßlichen Wachmann im Vernichtungslager Sobibor, John Demjanjuk, wegen Beihilfe zum Mord an 27.900 Juden angeklagt. Der 89-Jährige sitzt seit seiner Abschiebung aus den USA im Mai in München in Untersuchungshaft. Der Prozess soll im Spätherbst beginnen.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, sse

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false