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Wem nützt die Frauenquote?

© dpa

Geschlechtergerechtigkeit: Frauenquote für bessere Männer

Die herrschende Männerquote in Vorständen und Parteihierarchien verhindert den Aufstieg der Frauen. Ein schwedischer Ökonom meint nun, dass eine Frauenquote aber auch die besseren Männer befördern könnte.

Die „Quotenfrau“ war lange eins der aktivsten Gespenster der Geschlechterdebatte. Quotengegner machten damit Einschaltquote, und erfolgreiche Frauen wiesen öfter darauf hin, dass sie alles den eigenen Fähigkeiten verdankten und um Gotteswillen keiner Qu… „Kompetenz gleich null, aber Frau“ – auch heute noch geistert dieses Klischee weit öfter durch die Köpfe und Diskussionen als die Einsicht, dass es meist die herrschende Männerquote in den Vorständen und Parteihierarchien ist, die Kompetenz verhindert. Die von Frauen nämlich.

Womöglich befördert die Frauenquote aber auch die besseren Männer. Das jedenfalls meint der schwedische Ökonom Torsten Persson, Professor für Wirtschaft an der Universität Stockholm und an der London School of Economics. Persson und seine Kollegen Timothy Besley, Olle Folke und Johanna Rickne haben sich sämtliche politischen Karrieren in der schwedischen Kommunalpolitik seit 1988 angesehen, dort, wo immerhin ein Fünftel aller Schweden ihren Arbeitsplatz haben und über 15 bis 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entschieden wird. Ergebnis: Mit wirksamen Frauenquoten setzten sich in den Städten und Gemeinden auch kompetentere Männer durch als zuvor – bis in die Spitzenränge der Parteien.

Wenn dort nämlich eher durchschnittliches Personal sitze, sinke das Niveau der Funktionäre insgesamt. Die Chefs fürchteten um ihre eigenen Karrieren, wenn bessere Leute, Männer wie Frauen, nachrückten. Für Wählerinnen und Wähler dagegen, schreiben Persson und Kollegen, sei die Kompetenz des politischen Personals am wichtigsten, wichtiger noch als die ideologische Ausrichtung einer Partei oder ihr Programm. Die Frauenquote könne auch „mäßige Parteiführer zwingen, die Vorlieben der Wähler wichtiger zu nehmen als ihr eigenes wichtigstes Ziel, wiedergewählt zu werden“. Das wirke sich dann auf die Geschlechtergerechtigkeit ebenso positiv aus wie es den Aufstieg guter Männer fördere. Während die öffentliche Debatte Quoten und Qualität für Gegensätze halte, stimme das Gegenteil, schreiben die Wissenschaftler: „Quoten, die die Gleichheit der Geschlechter fördern, bringen auch mehr Kompetenz, indem sie die Zahl mediokrer Männer reduzieren.“

Kompetenz maßen die Forscher dabei, indem sie sich mehrere Eigenschaften der Kommunalpolitiker ansahen: Sie legten deren Gehälter zugrunde, allerdings nicht in absoluten Zahlen, sondern jeweils gemessen am Durchschnitt aller Schweden, die ebenso so alt sind wie sie und im selben Beruf arbeiten. Zudem bezogen sie den politischen Erfolg der Politiker ein, deren Ämter, aber auch, wie oft speziell ihre Namen bei Wahlen angekreuzt wurden. Außerdem wurden Intelligenztests der schwedischen Armee herangezogen.

Soweit zur Kompetenz oder Inkompetenz der Männer. Und die berüchtigten „Quotenfrauen“? Wer an deren Fähigkeiten immer noch zweifelt: Torsten Persson spricht am kommenden Donnerstag im Wisssenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Titel der Veranstaltung: „Quoten und die Krise des mittelmäßigen Mannes.“

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