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© dpa

Gesetz: Genetisch verändert

Genetisch manipulierte Lebensmittel müssen als diese ausgewiesen sein. Kommende Woche entscheidet der Bundestag dazu über ein verschärftes Gentechnikgesetz. Doch warum protestieren Umweltverbände trotzdem?

Sie seilten sich von der Hallendecke nach unten ab und ließen Papierschnipsel regnen. Und damit nicht genug: Auf den Papierfetzen waren fratzenhafte Gesichter auf kleinen Maiskolben zu sehen. Die Botschaft der Greenpeace-Aktivisten auf der Grünen Woche ist klar: Kein genmanipulierter Mais, keine genmanipulierten Lebensmittel sollen auf den Tisch kommen. Greenpeace fordert ein vorläufiges Anbauverbot von Genmais.

"Ohne Gentechnik" - ein leerer Ausdruck?

Die Abseilaktion gegen Bundesminster Horst Seehofer, der am Donnertagmorgen seine Eröffnungsrunde in den Messehallen drehte, wird nicht die letzte während der Grünen Woche sein. Greenpeace kritisiert die geplante Änderung der Kennzeichnung gentechnikfreier Lebensmittel. Milch, Fleisch und Eier sollen die Aufschrift "ohne Gentechnik" tragen können, auch wenn im Futtermittel Zusatzstoffe waren, die genverändert hergestellt wurden. Die Lebensmittelwirtschaft lehnt dies ebenfalls ab. Der Verbraucher solle schließlich wissen, welche Inhaltsstoffe in seinen Speisen sind.

Seehofer sagte, im Endprodukt sei Gentechnik nicht nachweisbar. Der Bundestag will das Gentechnikgesetz mit schärferen Regeln zum Anbau von Genmais sowie die Kennzeichnung in der kommenden Woche beschließen. Die Koalition hatte sich bereits im Sommer grundsätzlich auf das Gentechnikgesetz geeinigt. Strittig war lediglich die Kennzeichnung "ohne Gentechnik".

Strenge Richtlinien für Maisanbau

Seehofer und die Koalition wollen damit angesichts von Risiken die Regeln zum Anbau von Genmais verschärfen, die Forschung aber erleichtern. Für die Kennzeichnung von Lebensmitteln "ohne Gentechnik" sollen allerdings strenge Voraussetzungen gelten:  Falls genveränderte Zusatzstoffe zur Herstellung verwendet werden, müssen sie in der EU-Öko-Verordnung zugelassen sein, und es darf keine Alternative zur Verwendung geben. Beim Genmaisanbau soll wie bereits beschlossen ein Sicherheitsabstand von 150 Meter zu Mais und von 300 Meter zu Öko-Mais gelten. Die Koalition will aber schärfere Regeln, falls ein Landwirt dies über Absprachen mit dem Nachbarbauern umgehen will. Dann muss der Nachbar über Rechtsfolgen aufgeklärt werden, seine Produkte kennzeichnen, und die Absprache soll im öffentlichen Standortregister festgeschrieben werden.

Umweltverbände warnen dennoch vor den Risiken: Sie befürchten eine Verunreinigung durch Genmais, der resistent gegen den Schädling Maiszünsler sein soll.

Liva Haensel

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