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Gesundheit: Erste Krankenkasse für Kopfpauschale

Die DAK kann sich eine "feste Gesundheitspauschale" für alle Mitglieder vorstellen. Der Barmer-Vizechef spricht sich für eine geringere Vergütungen von Ärzte aus.

Berlin - Als erste große Krankenkasse hat die DAK Sympathien für eine Kopfpauschale zu erkennen gegeben. Zusammen mit einem „wettbewerblichen Beitragssatz“ könne er sich eine „feste Gesundheitspauschale“ für alle Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung vorstellen, sagte DAK-Vorstandschef Herbert Rebscher dem Tagesspiegel. Denkbar wären zehn Euro im Monat, im Gegenzug könnten die Zusatzbeiträge wegfallen.

Darüber hinaus wünsche er sich ein „sauberes Sparpaket“, sagte Rebscher. Den Kliniken müsse „mindestens eine Nullrunde“ verordnet, den Ärzten die Flucht in lukrative Sonderverträge vereitelt werden. Hausarztmodelle etwa kosteten viel und brächten wenig. „Warum sie nicht mal für zwei Jahre aussetzen?“

Der Vizechef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, forderte eine „moderate Absenkung der ärztlichen Gesamtvergütung“, bei der man auch Hausarztverträge nicht ausnehmen dürfe. Zudem müsse der Rabatt, den Apotheker den Kassen gewähren müssen, wieder dauerhaft auf 2,30 Euro pro Packung steigen. Wegen der gerichtlich verfügten Senkung auf 1,75 Euro müssten die Kassen für 2009 und 2010 nun 650 Millionen Euro nachzahlen, klagte Rebscher. Auf diese Weise wandere das Geld, das die Regierung mit dem Arzneisparpaket in diesem Jahr erlöse, „gleich weiter in die Taschen der Apotheker“.

Mit dickem Lob bedachte die Barmer GEK indessen die angestrebte Preisregulierung für neue Arznei. Den Beleg für die Notwendigkeit lieferte sie, einen Tag vor den Anhörungen zum Arzneispargesetz, mit ihrem Arzneimittelreport 2010. Ihm zufolge belasten neue Spezialmedikamente gegen Rheuma, Krebs oder Multiple Sklerose die Kassen immer stärker. Die Steigerungsraten der 20 ausgabenstärksten Mittel lägen bei zwölf bis 25 Prozent, der durchschnittliche Ausgabenzuwachs für Arznei betrage nur sechs Prozent. Und allein diese 20 Topmedikamente verursachten ein Fünftel aller Arzneiausgaben. Und im internationalen Preisvergleich liege man ganz oben. In Großbritannien koste etwa das Krebsmittel Glivec 1800 Euro, in Deutschland 2800, so Schlenker. Durch das Innovationsargument seien solche Preisunterschiede nicht gedeckt.

Der Bremer Gesundheitsforscher Gerd Glaeske betonte, dass 40 Prozent der neuen, teuren Präparate ohne Zusatznutzen seien. Er forderte, den patentgeschützten Mitteln zunächst nur eine befristete Kassenzulassung zu geben. Wenn kein Zusatznutzen nachweisbar sei, könne man den Preis dann wieder senken und den Kassen die überzahlten Beträge zurückerstatten. „Die nachträgliche Kosten-Nutzen-Bewertung muss zur Pflicht werden.“

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