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Mehr Betreuung. Die Zahl der Alten wächst. Und damit auch die Zahl der Pflegebedürftigen – doch in welchem Umfang, ist keineswegs sicher.

© dpa

Gesundheit: Mehr Alte, mehr Pflege

Bis 2050 verdoppelt sich die Zahl der Pflegebedürftigen. Mit besserer Gesundheitsvorsorge werden es weniger.

Berlin - Ein Jahr lang hat das Thema geruht, in zwei Wochen will es der Gesundheitsminister endlich angehen. Am 7. Dezember trifft sich Philipp Rösler (FDP) mit Experten und Verbandsvertretern im Ministerium, um über die Pflege beraten. Passend dazu hat die Regierung nun Zahlen geliefert bekommen, die den Handlungsdruck belegen. Wegen der wachsenden Zahl älterer Menschen, prognostiziert das Statistische Bundesamt, könne es in 20 Jahren bereits 50 Prozent mehr Pflegebedürftige geben. Und bis 2050 dürfte sich ihre Zahl gar verdoppelt haben – auf 4,5 Millionen Menschen.

Fragt sich, wer diese Pflege dann noch übernimmt. Schon in den nächsten zehn Jahren wird sich nach Expertenschätzungen ein Bedarf von bis zu 400 000 zusätzlichen Vollzeitstellen für Pflegekräfte auftun. Ohne Hilfe aus dem Ausland werde das nicht funktionieren, ist man sich beim Arbeitgeberverband Pflege sicher. Mehr noch: Es brauche für den Sektor gezielte Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten wie Indien und China. Auch der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste reagierte alarmiert auf die neuen Zahlen. „Wenn nicht bald etwas geschieht, wird Pflege durch Fachkräfte zum Luxusgut“, warnte Präsident Bernd Meurer.

Nach den Erkenntnissen der Statistiker wird es 2030 in Deutschland 6,4 Millionen Menschen geben, die ihren 80. Geburtstag hinter sich haben, also 2,3 Millionen mehr als heute. 20 Jahre später könnte ihre Zahl auf 10,2 Millionen gestiegen sein. Pflegebedürftig dürfte davon nach den Forscherannahmen dann ein gutes Drittel sein. Dem Bundesamt zufolge wird mit der Alterung auch der der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung zunehmen: Bis 2020 steige er von aktuell 2,7 Prozent auf 3,6 Prozent. 2030 wären es 4,4 Prozent. Vor allem bei Männern werde die Pflegebedürftigkeit zunehmen, heißt es – bis 2030 erhöhe sich die Zahl der Betroffenen um 65 Prozent, bei Frauen betrage der Zuwachs nur 43 Prozent.

Zugrunde gelegt ist alldem freilich die Unterstellung, dass sich an den bisherigen Pflegequoten nichts Wesentliches ändert – der entsprechende Status quo wurde einfach auf die veränderte Bevölkerungsstruktur der Zukunft übertragen. Denkbar wäre jedoch auch, dass sich das Pflegerisiko durch bessere Gesundheitsversorgung und Prävention verringert – und mit der steigenden Lebenserwartung in ein höheres Alter verlagert. In diesem Fall würde die Zahl der Pflegebedürftigen merklich geringer steigen. Für 2020 würden dann nur etwa 2,72 Millionen, für 2030 rund drei Millionen und für 2050 3,76 Millionen erwartet. Der Anstieg betrüge somit 21 Prozent bis 2020, 33 Prozent bis 2030 und 67 Prozent bis 2050. Auch der Anteil Pflegebedürftiger an der Gesamtbevölkerung läge dann etwas niedriger als in der schlichten Status-quo-Hochrechnung: bei 3,4 Prozent im Jahr 2020 und bei 3,9 Prozent im Jahr 2030.

Am stärksten steigen dürfte die Zahl der Pflegebedürftigen nach den Hochrechnungen der Statistiker bis 2020 in Brandenburg (46 Prozent) und Mecklenburg- Vorpommern (43 Prozent). Das niedrigste Wachstum wird für Hamburg (18 Prozent) prognostiziert. Auch in der Vorausschau bis zum Jahr 2030 liegt Brandenburg einsam an der Spitze: mit einer Zunahme um knapp 72 Prozent. An zweiter Stelle folgt Berlin mit 66 Prozent.

Mit der steigenden Zahl Älterer werde es zudem mehr Krankenhausbehandlungen geben, so die Statistiker. Ihre Zahl könnte von heute 17,9 Millionen auf 19,3 Millionen im Jahr 2030 klettern. Entsprechend müsse die Arbeit neu konzipiert werden. Es brauche mehr Kapazitäten für altersbedingte Leiden wie Herz-/Kreislauferkrankungen. Im Gegenzug könnten die Geburtsabteilungen abspecken.

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