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Gesundheitspolitik: Kinderärzte warnen vor schlechterer Versorgung

Nach den Krankenkassen hat nun auch der Verband der Kinder- und Jugendärzte heftige Kritik am System der Hausarzt-Verträge geübt.

Berlin - Durch die Verpflichtung, zuerst einen Allgemeinarzt zu besuchen, verschlechtere sich die Versorgung der Heranwachsenden, sagte Präsident Wolfram Hartmann. Hausärzte erhielten so eine „herausragende Position“ zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen, ohne darauf fachlich vorbereitet zu sein.

Stefan Wirth vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin in Wuppertal nannte es einen „Skandal“, dass sich Hausärzte ohne Zusatzausbildung über die Akutversorgung hinaus als Jugendmediziner versuchen dürften und „darin vom Gesetzgeber protegiert werden“. Zu ausgebildeten Kinderärzten kämen die jungen Patienten dann nur noch per Überweisung. Die aber werde kaum noch ausgestellt – und wenn doch, müssten die Krankenkassen doppelt bezahlen. Über ihre Verträge bekämen die Hausärzte nämlich bereits „kontaktunabhängige Pauschalen“ erstattet.

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kritisierte die Verträge. Dadurch würden „Hürden errichtet und die freie Arztwahl eingeschränkt“, so KBV- Chef Andreas Köhler. Gegen Selektivverträge als „Suchmodell für optimale Versorgung“, etwa bei Spezialerkrankungen, sei zwar nichts einzuwenden. Die Verpflichtung der Kassen aber, Vollverträge mit bestimmten Arztgruppen abzuschließen, müsse verschwinden. Zumal das Ärztemonopol teuer komme. Laut Köhler könne es pro Jahr 1,5 Milliarden Euro kosten – und die seien bei dem Elf-Milliarden-Defizit für 2011 noch „gar nicht eingepreist“.

CDU und FDP hatten gefordert, sich beim Sparen auch den immer teurer werden Posten der Hausarzt-Verträge anzusehen. Die CSU jedoch sträubt sich. Im Koalitionsvertrag sei vereinbart, die Wirkung der Vorschrift von 2008 erst nach drei Jahren zu prüfen, sagte CSU-Experte Johannes Singhammer dem Tagesspiegel. „Und dass sie abgeschafft werden soll, steht nirgends.“

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