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Gesundheitssytem: Kassenpatienten müssen Wartezeiten nicht hinnehmen

Das Bundesgesundheitsministerium hat die Kassenpatienten ermutigt, sich gegen lange Wartezeiten bei der Terminvergabe von Ärzten zur Wehr zu setzen.

Berlin - Wenn Privatpatienten bevorzugt würden oder eine Behandlung willkürlich hinausgeschoben werde, sollten sich die Versicherten bei ihrer Krankenkasse beschweren, sagte Ministeriumssprecher Klaus Vater. Diese setze sich mit der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung in Verbindung, die den Beschwerden nachgehen müsse. Einer Studie zufolge muss jeder vierte Kassenpatient auch bei akuten Beschwerden mehr als zwei Wochen auf einen Termin warten; bei den Privatpatienten müssten nur acht Prozent eine ähnlich lange Wartezeit in Kauf nehmen. Kassenärzte-Chef Andreas Köhler räumte ein, dass es im Einzelfall "Service-Unterschiede" gebe.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hob hervor, dass die Krankenkassen nicht gewillt seien, "solchen Geduldsproben für Kasssenpatienten tatenlos zuzuschauen". Schmidt nannte die AOK-Rheinland, die bei zu langen Wartezeiten innerhalb von drei Tagen einen Termin organisiere. "Aber auch beispielsweise die Barmer Ersatzkasse oder die Deutsche BKK kümmern sich mit ihren Kräften um Patienten, die den Eindruck haben, bei der Frage nach dem Arzttermin abgehängt zu werden", sagte Schmidt. Andere Kassen hätten mittlerweile Hotlines eingerichtet. Laut Ministeriumssprecher Vater müssen Ärzte bei erwiesenem vertragswidrigem Verhalten das Ruhen der Zulassung oder Geldstrafen bis 10.000 Euro in Kauf nehmen.

Ein Drittel der Kassenpatienten fühlt sich benachteiligt

Das Wissenschaftsinstitut der Allgemeinen Ortskrankenkassen (WIdO) analysierte Befragungsdaten von Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Privatkassen (PKV). Diese ergaben deutliche Unterschiede nicht nur bei den Krankheitsbildern und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, sondern auch bei den Wartezeiten auf einen Behandlungstermin. Längere Wartezeiten wurden auch subjektiv von den Patienten als Problem benannt: Rund 33 Prozent der GKV-Patienten empfanden die Wartezeit auf den letzten Arzttermin als zu lang, während die Unzufriedenheit bei den Privatpatienten mit knapp 15 Prozent deutlich geringer war.

Scharfe Kritik an der Schlechterbehandlung von gesetzlich Versicherten übte die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel (SPD). "Diese Entwicklung ist nicht akzeptabel", sagte Kühn-Mengel der "Bild"-Zeitung vom Mittwoch. Sie verwies darauf, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen einen "Sicherstellungsauftrag zur medizinischen Behandlung" hätten. (tso/AFP)

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