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Politik: Gesundheitsvorsorge: "Der Solidartopf ist kein Selbstbedienungsladen"

Die Gesundheitsvorsorge spielt im deutschen Gesundheitswesen derzeit noch eine eher untergeordnete Rolle. 500 Milliarden Mark geben die Bundesbürger im Jahr für ihre Gesundheit aus, aber nur vier Prozent dieser stolzen Summe entfallen auf Gesundheitsschutz und Prävention.

Die Gesundheitsvorsorge spielt im deutschen Gesundheitswesen derzeit noch eine eher untergeordnete Rolle. 500 Milliarden Mark geben die Bundesbürger im Jahr für ihre Gesundheit aus, aber nur vier Prozent dieser stolzen Summe entfallen auf Gesundheitsschutz und Prävention. Dabei ließen sich mittel- und langfristig durch bessere Vorbeugung erhebliche Kosten sparen. 25 bis 30 Prozent der heutigen Gesundheitsausgaben ließen sich theoretisch vermeiden, haben Experten berechnet. "Das ist ein gewaltiges Einsparpotenzial", meint der Gesundheitsexperte der CDU, Ulf Fink. In der Debatte über eine neue Gesundheitsreform sollte Vorsorge seiner Ansicht nach daher auch eine zentrale Rolle spielen. "Es ist daher vornehmlich Aufgabe der Politik, Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen und als solche auch zu vermitteln", fordert Fink.

Während Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) über die Grundzüge für eine neue Gesundheitsreform nach der Bundestagswahl 2002 nachdenkt, hat die CDU unter Leitung Finks eine Kommission "Humane Dienste - Gesundheit, Pflege und Rehabilitation" eingesetzt, die bis Ende des Jahres die Vorstellungen der Opposition dazu entwickeln soll. Wie dabei die Rehabilitation verbessert werden könnte, haben sich die Christdemokraten in einem Gutachten von Friedrich Wilhelm Schwartz und Ulla Walter von der Medizinischen Hochschule Hannover aufschreiben lassen, das Fink am Mittwoch in Berlin vorstellte. Die Bundesrepublik könne die Herausforderung einer alternden Gesellschaft nur bewältigen, "wenn die Prävention im deutschen Gesundheitswesen einen weitaus höheren Stellenwert erhält als bisher", sagte Fink. Er forderte die Bundesregierung auf, ein umfassendes, ressortübergreifendes Aktionsprogramm Prävention zu erarbeiten: "Das kann nicht nur Aufgabe der gesetzlichen Krankenversicherung sein." Erziehung zur Prävention müsse in der Schule beginnen und die Menschen ein Leben lang begleiten.

Die Bevölkerung soll über Anreize dazu gebracht werden, stärker auf Vorbeugung zu achten. Der Ehrenvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Ulrich Oesingmann, wies darauf hin, dass derzeit weniger als 15 Prozent der Männer die Möglichkeit der Krebsfrüherkennung nutzten. "Wer verantwortungsvoll mit seiner Gesundheit umgeht, muss einen Bonus bekommen", sagte Fink und forderte Anreize zur Prävention. Möglich wären zum Beispiel niedrigere Beiträge. "Und wer verantwortungslos mit seiner Gesundheit umgeht, muss wissen, dass der Solidartopf kein Selbstbedienungsladen ist." Einen funktionierenden Anreiz für individuelle Vorsorge gibt es nach Ansicht Finks bereits beim Zahnersatz, wo Versicherten bei regelmäßiger Zahnpflege ein Zuschuss gewährt werde.

Carsten Germis

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