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Gesundheitswesen: Kassen müssen mehr für Pillen zahlen

Die Arzneiausgaben der Krankenkassen sind im ersten Halbjahr wieder deutlich gestiegen. Die Versicherer ärgern sich über Scheininnovationen.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag das Wachstum nach Angaben der Apothekerverbände bei 5,4 Prozent. Insgesamt gaben die Kassen von Januar bis Ende Juni für Tabletten, Salben und Säfte 637 Millionen Euro mehr aus. 2007 lag die Halbjahres-Steigerungsrate noch bei 5,1 Prozent.

Verantwortlich für das Ausgabenplus sind nach Ansicht des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vor allem teure Scheininnovationen, mit denen die Pharmaindustrie auf den Markt dränge. „Dass solche Medikamente zu oft verschrieben werden, ist einer der Hauptgründe“, sagte Sprecher Florian Lanz dem Tagesspiegel.

Der Apothekerverband nannte den Anstieg moderat. Tatsächlich hatte die Pharmabranche für 2008 einen Anstieg um acht Prozent prophezeit. Als Grund wurden vor allem der steigende Einsatz von Blutdruck- und Cholesterinsenkern sowie wachsende Ausgaben für Krebs- und Rheumakranke genannt.

Nicht eingerechnet sind in die Ausgaben für Impfstoffe, die sich um stolze 49 Prozent erhöhten. Das liegt daran, dass viele Impfungen seit dem Frühjahr 2007 zur Pflichtleistung der Kassen geworden sind. Die Debatte darüber habe die Nachfrage steigen lassen, meint Lanz. Allerdings sei dies positiv. Man zahle „lieber für Prävention als fürs Kurative“.

In Wirklichkeit liegen Arzneiausgaben der GKV auch etwas niedriger als die vermeldeten Zahlen. Nicht berücksichtigt sind darin nämlich die Einsparungen durch neuerdings mögliche Rabattverträge. In welcher Größenordnung die sich bewegen, wollen weder Hersteller noch Kassen preisgeben. „Geschäftsgeheimnis“, sagt Lanz. Rainer Woratschka

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