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Politik: Geteiltes Leid

In Sri Lanka streiten Regierung und Rebellen über die Flutfolgen – dennoch hoffen jetzt viele auf Frieden

Berlin - Nur Stunden, nachdem der Tsunami um acht Uhr morgens Sri Lanka erreicht hatte, schickte Colombo seinen Hilferuf an die internationale Gemeinschaft. Schon kurz nach dem Unglück war klar: Die rund 20-Millionen-Einwohner-Insel wäre mit der Bewältigung der Folgen absolut überfordert. Jetzt veranschlagt das UN-Hilfsprogramm, das auf der Geberkonferenz in Jakarta beschlossen worden ist, allein für die kommenden sechs Monate etwa 170 Millionen Dollar, um die Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung wiederherzustellen, Häuser und Schulen aufzubauen – und um die Landminen zu entschärfen, die nach 20 Jahren Bürgerkrieg manche Landstriche regelrecht verseuchen.

Tatsächlich dürfte der innenpolitische Konflikt eines der größten Probleme für die Hilfsmaßnahmen werden. Zwar hatten die singhalesische Regierung und die tamilische Separatistenorganisation im Norden, die so genannten „Tamil Tigers“, 2002 unter internationaler Vermittlung einen Waffenstillstand ausgehandelt. Doch in den Monaten vor dem Seebeben waren die Gespräche so festgefahren, dass Beobachter einen neuen Bürgerkrieg fürchteten. Nach dem Beben versprach Präsidentin Chandrika Kumaratunga, allen betroffenen Regionen die gleiche Hilfe zu schicken und die Verhandlungen mit den Tamilen fortzusetzen. Doch bereits beim Besuch von UN-Generalsekretär Kofi Annan am vergangenen Wochenende verhinderte die Regierung offenbar durch die Planung von Annans Reiseroute dessen Besuch in den verwüsteten Tamilengebieten. Außerdem arbeiten Regierung und Rebellen bei der Bewältigung der Flutfolgen nicht zusammen, sondern haben jeweils eigene „Task Forces“ gegründet. Friedensaktivisten appellieren an beide Seiten, für die Zeit des Wiederaufbaus ein Abkommen zu schließen, in dem sie sich auf einen gewissen Grad der Zusammenarbeit einigen – damit niemand bei der Hilfe diskriminiert wird. Außerdem hoffen sie, dass die internationale Gemeinschaft ihren Einfluss auf den Friedensprozess geltend macht.

Gerade diese internationale Beteiligung hatten die Nationalisten in der singhalesischen Regierung zuletzt immer schärfer kritisiert. Die national-sozialistische JVP ist es auch, die sich bei den Verhandlungen mit den Tamilen gegen jede Art von föderalem Kompromiss stemmt. Wenn jetzt Sri Lanka aber so von internationaler Hilfe profitieren kann, sagt Christian Wagner von der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin, könnte das den Einfluss der Nationalisten möglicherweise schwächen. Und so vielleicht den Weg zum Frieden etwas erleichtern.

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