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Politik: Gewalt beim G-8-Gipfel: Die Polizei und der Schwarze Block

Italien kommt auch Tage nach dem Ende des G 8-Gipfels nicht zur Ruhe. Am Dienstag demonstrierten Zehntausende in den großen italienischen Städten gegen das Vorgehen der Polizei in Genua.

Italien kommt auch Tage nach dem Ende des G 8-Gipfels nicht zur Ruhe. Am Dienstag demonstrierten Zehntausende in den großen italienischen Städten gegen das Vorgehen der Polizei in Genua. Am Mittwoch versammelten sich abermals Tausende, um den erschossenen Demonstranten Carlo Giuliani zu beerdigen. Die Kritik aus dem In- und Ausland reißt nicht ab. Die internationale Journalistenvereinigung "Reporter ohne Grenzen" nannte das Auftreten der Polizei "beispiellos" und will eine eigene Untersuchungskommission entsenden.

Tatsächlich gibt es eine Reihe von Ungereimtheiten. Angefangen bei der brutalen Durchsuchungsaktion in den zwei Schulen in Genua, in denen sich das Pressezentrum des "Genoa Social Forum" (Gsf) befand, bis zum milden Vorgehen gegen die eigentlichen Randalierer vom Schwarzen Block. Innenminister Claudio Scajola verteidigte sich im Parlament damit, der schwarze Block habe aus 5000 Leuten bestanden und sei schwer zu neutralisieren gewesen. Teilnehmer und Beobachter sprechen aber übereinstimmend von nur 300 bis 500 Randalierern, von denen nur etwa 100 extrem gewaltbereit gewesen seien.

Trotz mehrerer Hinweise und einer Anzeige der Stadtverwaltung über die Zerstörung eines Bürogebäudes, das sich der Schwarze Block als Zentrum ausgesucht hatte, hat die Polizei jedoch über vier Tage nichts unternommen. Stattdessen wurden die Kundgebungen der friedlichen Demonstranten mit teilweise brutalem Schlagstockeinsatz begleitet. "Mein Eindruck war der, dass die Polizei genauso wie der Schwarze Block gewaltsam gegen friedliche Demonstranten vorging, statt diese gegen die Randalierer zu schützen, wie es ihre Aufgabe gewesen wäre", sagt Marcello Zinola, Leiter des Journalistenverbandes in Ligurien dem Tagesspiegel.

Anubi Davossa von der linken Zeitung "Liberazione" war zur "Diaz"-Schule geeilt, als Meldungen über die Razzia bekannt wurden. "Die haben weder Parlamentarier, noch Journalisten oder gar Ärzte reingelassen, um etwa die Verwundeten zu versorgen," berichtet er dem Tagesspiegel. Wie es drinnen zuging, erlebte Lorenzo Guadagnucci, Wirtschaftsjournalist der konservativen Zeitung "Il resto del carlino". Er hat im Gsf-Zentrum übernachtet und wachte, wie er Kollegen berichtete, unter Schlägen auf. Er versuchte sich vor den Angriffen zu schützen, trug Verletzungen am Rücken, den Armen und Beinen davon. Laut "Reporter ohne Grenzen" wurden insgesamt 16 Journalisten verletzt.

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