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Politik: Gewalt in Nahost eskaliert wieder

Zwei Monate nach Ausrufung einer Waffenruhe in Nahost eskaliert wieder die Gewalt. Bei Zusammenstößen auf dem Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem wurden am Wochenende mehrere israelische Polizisten verletzt und zahlreiche ultrarechte Juden festgenommen. (10.04.2005, 17:25 Uhr)

Jerusalem/Gaza - Militante Palästinenser feuerten am Sonntag nach tödlichen Schüssen der israelischen Armee auf drei Jugendliche mehrere Dutzend Mörsergranaten auf israelische Siedlungen im Gazastreifen ab, wie die Armee mitteilte.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon reiste derweil zu einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in die USA. Bei dem Gespräch an diesem Montag auf Bushs Ranch in Crawford im Bundesstaat Texas soll es unter anderem um das strittige Thema des Ausbaus jüdischer Siedlungen gehen.

Die israelische Polizei nahm am Sonntag am Rande des Tempelbergs in Jerusalem mehr als 20 ultrarechte Juden fest. Dabei handelte es sich um Mitglieder der radikalen Bewegung Rewawa (Die Zehntausend), die sich für die Errichtung eines neuen jüdischen Tempels ausspricht. Etwa 3000 Polizisten waren im Einsatz, um ihren demonstrativen Besuch auf dem Tempelberg zu verhindern, der als explosives Pulverfass des Nahen Ostens gilt.

Der Tempelberg mit Klagemauer und Al-Aksa-Moschee gehört zu den heiligsten Stätten des Judentums und des Islams. Ein demonstrativer Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers und heutigen Ministerpräsidenten Ariel Scharon auf dem Tempelberg hatte im September 2000 den Palästinenseraufstand Intifada ausgelöst.

Auf der religiösen Stätte selbst versammelten sich am Sonntag etwa 10 000 gläubige Muslime, die ihr Heiligtum in Gefahr sahen. Unter ihnen befand sich auch ein bekannter Führer der radikal-islamischen Hamas-Bewegung, Hassan Jussuf. Als alter Mann verkleidet war es ihm gelungen, die strengen Polizeikontrollen zu passieren. Er rief in Fernsehinterviews zur Rettung des Tempelbergs auf, den Muslime als Haram el Scharif (Edles Heiligtum) verehren.

Die radikal-islamische Hamas-Organisation feuerte am Sonntag im Gazastreifen nach Wochen relativer Ruhe eine Rakete und etwa 70 Mörsergranaten auf jüdische Siedlungen. Die Angriffe seien Rache für die Tötung von drei Palästinensern in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten, teilte die Hamas in Gaza auf einem Flugblatt mit.

Unterdessen schickte die palästinensische Autonomiebehörde am Sonntag einen offiziellen Protest an Israel, nachdem Soldaten im Grenzgebiet das Feuer auf die Palästinenser eröffnet hatten. Der Angriff wurde als «schreckliches Verbrechen israelischer Soldaten an drei palästinensischen Kindern» bezeichnet. Die israelische Armee hatte erklärt, die Palästinenser seien Waffenschmuggler gewesen.

Die Palästinenserführung bemühte sich nach Berichten aus Ramallah darum, die militanten Gruppierungen im Gazastreifen weiter auf die Waffenruhe zu verpflichten. Dazu seien Gespräche begonnen worden, sagte ein Palästinensersprecher. Er sagte weiter, die israelische Regierung sei nun «voll verantwortlich dafür, was im Gazastreifen und in den Palästinensergebieten passiert». (tso) (tso)

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