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Politik: Gewalt ohne Ende in Simbabwe

Oppositionelle und weiße Farmer werden von Mugabes Schlägertrupps gnadenlos verprügelt

Berlin - Ein geschmuggeltes Video bietet neue Beweise für offenen Betrug bei der Präsidentschaftswahl in Simbabwe. Die Filmaufnahmen zeigen, wie Gefängniswärter beim Ausfüllen von Briefwahlunterlagen unter Druck gesetzt und kontrolliert werden. Der Wärter, der den Film unter Lebensgefahr gedreht hat, sagte der britischen Zeitung „The Guardian“: „Ich habe noch nie so viel Gewalt gesehen.“ Südafrikas Präsident Thabo Mbeki startete am Samstag einen neuen Vermittlungsversuch. Er traf in Harare mit Mugabe in dessen Palast zusammen und empfing dort später auch Vertreter der Opposition.

Eine Deutsche, die noch in Harare arbeitet, berichtet, dass die Gewaltwelle gegen Oppositionelle mit der Wahl nicht geendet hat, „sondern weitergeht“. Sie berichtete von Listen mit Anhängern der Oppositionspartei MDC. Das haben auch die rund 350 verbliebenen weißen Farmer zu spüren bekommen. Mehrere Farmerfamilien, die sich in der Vergangenheit gegen die Enteignungen des Regimes zur Wehr gesetzt haben, wurden nach Augenzeugenberichten von Schlägertrupps der regierenden Partei Zanu-PF von Präsident Robert Mugabe in ihren Häusern überfallen, entführt und teilweise so brutal misshandelt, dass sie lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Einige der überfallenen Farmer haben die Vereinten Nationen (UN) in dramatischen Appellen um Hilfe gebeten.

„Wir fragen nur, dass ihr für uns betet und tapfere Menschen sowie Friedenstruppen schickt. Dann kann der Gewalt ein Ende gesetzt werden, bevor sie sich verschlimmert. Vielleicht sage ich dies vergebens, doch ich sage es mit Tränen in den Augen“, schreibt Ben Freeth, ein englischsprachiger Simbabwer, der nach eigenen Angaben mit seinen Stiefeltern Michael und Angela Campbell am Sonntagabend auf deren Farm überfallen, verprügelt und mehr als neun Stunden verschleppt wurde. Das Ehepaar hatte sich zuvor gemeinsam mit dem Stiefsohn an die höchste gerichtliche Instanz im südlichen Afrika, das SADC-Tribunal, gewendet und dort gegen die aus ihrer Sicht unrechtmäßigen Landenteignungen in Simbabwe geklagt.

Am Tribunal sind 15 Richter aus den Staaten der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) vertreten, einem wirtschaftspolitischen Zusammenschluss von insgesamt 15 Staaten im südlichen Afrika. Die Interessenvertreterin der misshandelten Farmer, Glyn Hunter, sagte dem Tagesspiegel am Sonntag, die Angreifer hätten ihre Opfer gewaltsam erpresst, sich von ihrer Anklage beim SADC-Tribunal zu distanzieren. „Das mussten sie schriftlich bestätigen, erst danach wurden die Schwerverletzten freigelassen.“ Nach Angaben eines Anwalts der Campbells wird der Fall aber dennoch verhandelt. Der bisher dafür vorgesehene Termin ist der 16. Juli.

„Sie wollen unsere Farm haben. Sie wollen uns alle, samt unseren 150 Angestellten verjagen, weil ein simbabwischer Parlamentarier das Land in Besitz nehmen will“, habe der 75 Jahre alte Michael Campbell kurz nach dem Überfall gesagt. Dessen Stiefsohn Ben Freeth wurde nach seinen eigenen Worten mit der sogenannten Falanga-Methode gefoltert. Hierbei wird dem Opfer über mehrere Stunden mit Lederstreifen auf die Füße geschlagen. Zumeist können die Verwundeten nie wieder laufen. Michael Campbell selbst sei mit mehreren Stöcken gegen den Kopf geschlagen worden, auch sein Schlüsselbein und einige Finger waren gebrochen. Seiner 66-jährigen Frau habe man auf den Kopf uriniert und einen brennenden Ast in den Mund gepresst. Die drei Schwerverletzten liegen in einem simbabwischen Krankenhaus.

Glyn Hunter sprach in dieser Woche von noch weiteren Übergriffen. Nach ihren Angaben wurde in der vergangenen Woche ein elf Monate altes Baby misshandelt. Offenbar hätten die Angreifer den Vater des kleinen Blessing Mabhena gesucht. Als dieser jedoch nicht zu Hause gewesen sei, hätten sie sich an dem Jungen vergriffen. Dem Kleinkind seien beide Beine gebrochen worden. mit dpa

Erwin Leuschner

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