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Gewaltwelle: Ausgangssperre in Bagdad

Bei der folgenschwersten Anschlagsserie seit dem Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 sind in Bagdad am Donnerstag mehr als 150 Menschen gestorben. Das Innenministerium verhängte eine unbefristete Ausgangssperre.

Bagdad/Washington - Nach Angaben von Ärzten und Sicherheitskräften wurden bei den Explosionen im Schiitenviertel Sadr City mindestens 152 Menschen getötet und 236 weitere verletzt. Wenige Minuten vor den Explosionen in Sadr City griffen etwa hundert Bewaffnete das von dem Schiiten Ali al Schemmari geführte Gesundheitsministerium in Bagdad an. Fünf Menschen wurden verletzt. Sicherheitskräfte vertrieben die Angreifer.

Ein Sprecher des irakischen Innenministeriums sagte dem Fernsehsender Al Irakija, die Polizei gehe davon aus, dass acht mit Sprengstoff präparierte Autos nach Sadr City gefahren seien. Vier der Autobomben seien explodiert. Eine weitere Autobombe sei gefunden und der Fahrer des Wagens festgenommen worden. Nach den drei weiteren vermuteten Autobomben werde noch gesucht. Die Armee habe das Gebiet umstellt. Die schlimmste Detonation ereignete sich auf einem belebten Markt. In dem 2,5 Millionen Einwohner zählenden Viertel Stadtteil Sadr City, einer Hochburg von Anhängern des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr, werden häufig Anschläge und Gewalttaten verübt.

Mörserschüsse aus dem Nachbarviertel

Gesundheitsminister Schemmari, selbst ein Anhänger von Moktada Sadr, befand sich nach eigenen Angaben zusammen mit rund 2000 Mitarbeitern in seinem Ministerium, als die mit Fahrzeugen angerückten maskierten Angreifer das Gebäude mit Schnellfeuerwaffen unter Beschuss nahmen. Fünf Menschen seien verletzt worden. Die Attacke habe mit Mörserschüssen vom benachbarten Viertel Al Fahdel aus angefangen, berichtete der Minister. Am späten Nachmittag habe die Armee die Angreifer auseinandertreiben können.

Erst am Montag war Vize-Gesundheitsminister Hakim al Samili einem Anschlag entkommen, bei dem zwei seiner Leibwächter ums Leben kamen. Ein weiterer Vize-Minister, Ammar al Saffar, wurde am Sonntag entführt. Von ihm gab es seither kein Lebenszeichen. Vergangene Woche hatten Unbekannte in Polizeiuniformen das Bildungsministerium, das von einem Sunniten geleitet wird, gestürmt und dutzende Menschen entführt.

In ihren Bemühungen um eine Eindämmung der Gewalt plant die irakische Regierung laut einem Bericht der Londoner "Times" für kommende Woche ein Treffen mit Vertretern mehrerer aufständischer Gruppierungen. Es solle am 28. und 29. November stattfinden. (tso/AFP)

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