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Gewerkschaft: IG Metall auf Distanz zur Linkspartei

Brief des Gewerkschaftsvorsitzenden Huber an Parteichef Bisky: Wir lassen uns nicht vereinnahmen.

Die IG Metall distanziert sich von der Partei Die Linke. In einem Brief an die Parteichefs Lothar Bisky und Oskar Lafontaine schreibt der Gewerkschaftsvorsitzende Berthold Huber: „Die IG Metall verwahrt sich gegen jede offene oder klammheimliche Vereinnahmung durch die Partei Die Linke“. Äußerungen diverser Politiker der Linken machten ihm deutlich, dass es bei der Linken „ein ungeklärtes Bild über die Gewerkschaften gibt“, schreibt Huber weiter in dem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt. Einer der Vorgänger der Linken, die westdeutsche WASG, war maßgeblich von IG-Metall–Funktionären mitgegründet worden.

Huber, der wie die meisten Gewerkschaftschefs der SPD angehört, betonte die Bedeutung der Einheitsgewerkschaft, in der sich Arbeitnehmer aus allen Parteien organisierten. Gleichzeitig erinnerte er an die Landtagswahl in Hessen, bei der 49 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder SPD, aber nur neun Prozent die Linken gewählt hätten. „Dies zeigt deutlich, dass es in Deutschland keine Gewerkschaftspartei gibt“, schreibt Huber. Die IG Metall arbeite mit allen demokratischen Parteien zusammen und dazu „brauchen wir keine Ratschläge, wie wir unsere Politik anzulegen haben“, schreibt Huber weiter an Bisky und Lafontaine. Ferner möge es den „Vorstellungen mancher Linker entsprechen, in Aufständen und Permanentdemonstrationen die richtige Strategie für die Gewerkschaften zu sehen, die IG Metall bezweifelt dies jedoch.“

Wie am Mittwoch bekannt wurde, haben sich bereits am Montag mehrere jüngere Bundestagsabgeordnete der SPD in Berlin erstmals mit Politikern der Linken getroffen – und über „Gott und die Welt“ geredet, wie die stellvertretende Parteichefin der Linken, Halina Wawzyniak das Gespräch zusammenfasst. Die Initiative soll von der „Denkfabrik“ des linken Flügels der SPD-Bundestagsfraktion ausgegangen sein. Deren Geschäftsführerin Angela Marquardt war in der Runde im Café Walden im Prenzlauer Berg auch dabei. Die frühere PDS-Abgeordnete, die für SPD-Vize Andrea Nahles arbeitet, war erst vor kurzem in die SPD eingetreten. Am Gespräch nahmen neben Marquardt für die SPD die Bundestagsabgeordneten Niels Annen, Frank Schwabe, Christine Lamprecht und Sönke Rix teil. Die Linke war außer durch Parteivize Wawzyniak mit dem stellvertretenden Berliner Linksfraktionschef Stefan Liebich und den Bundestagsabgeordneten Jan Korte und Barbara Höll vertreten.

Es sei der Wunsch spürbar gewesen, das Verhältnis zwischen den beiden Parteien zu entkrampfen, berichtete Liebich. Wie wenig entkrampft das Verhältnis tatsächlich ist, zeigen die prompten Reaktionen aus Teilen der SPD. Nina Hauer von den reformorientierten „Netzwerkern“ empörte sich: „Wer so ein Treffen organisiert und öffentlich macht, muss entweder politisch naiv sein oder etwas im Schilde führen.“ (Tsp/alf/ce/hmt/mira)

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