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Politik: Gewerkschaften wollen in die Vollen

IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Geld wegen guter Konjunktur / Arbeitgeber warnen vor Illusionen

Frankfurt am Main/Berlin - Die gute Wirtschaftslage soll sich nach dem Willen der Gewerkschaften in diesem Jahr deutlich in den Portemonnaies der Arbeitnehmer niederschlagen. Der Vorstand der IG Metall forderte am Dienstag 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie, die eine Schlüsselrolle in der deutschen Wirtschaft hat.

„Locker verkraften“ könnten die Unternehmen einen Abschluss in dieser Größenordnung, sagte IG-Metall-Chef Jürgen Peters in Frankfurt am Main. „2007 sind die Arbeitnehmer dran.“ Die Forderung – die höchste seit fünf Jahren – stellt eine Abkehr von der bisherigen Zurückhaltung dar. Das vergangene Jahr war mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent das beste seit dem Boomjahr 2000. Sämtliche Wirtschaftsexperten gehen inzwischen davon aus, dass die Konjunktur trotz der Erhöhung der Mehrwertsteuer und anderer negativer Faktoren auch in diesem Jahr brummen wird.

Die Zurückhaltung der Arbeitnehmer hat dazu geführt, dass die Preissteigerung die jeweiligen Lohnzuwächse aufgefressen hat. Allein im vergangenen Jahr stiegen die Monatsgehälter von Angestellten im Schnitt um 1,2 und von Arbeitern um 1,5 Prozent, während sich die Verbraucherpreise laut Statistischem Bundesamt um 1,7 Prozent erhöhten. Anerkanntermaßen stieg so die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf dem Weltmarkt.

Die Arbeitgeber fordern weitere Zurückhaltung, um diesen Vorsprung nicht aufs Spiel zu setzen. Der Abschluss müsse unter dem des Vorjahres, also unter drei Prozent bleiben, sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser am Dienstag. Die Forderung von 6,5 Prozent zeige, dass die IG Metall auf „einer Welle der Illusionen“ schwimme. Neben den Prozentzahlen spielt für die in einem Monat beginnenden Tarifverhandlungen der Branche die Frage eine große Rolle, welcher Anteil des Zuwachses über Einmalzahlungen abgegolten wird, die für Arbeitgeber leichter zu verkraften sind.

Wie viel mehr Geld drin ist, ohne dass die Wirtschaft Schaden nimmt, ist umstritten. Ein Plus von 3,5 Prozent empfiehlt die gewerkschaftseigene Hans- Böckler-Stiftung im Durchschnitt für die Beschäftigten aller Branchen. In der Chemieindustrie geht die Tarifrunde für die 550 000 Beschäftigten am Donnerstag in die heiße Phase, wenn nach ergebnislosen regionalen Gesprächen erstmals auf Bundesebene verhandelt wird.

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