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Politik: Gewürze statt Mohn

Von Rainer Woratschka Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung vergibt schon mal Vorschusslorbeeren. Marion Caspers-Merk attestiert Antonio Maria Costa „neuen Schwung“ im Kampf gegen den internationalen Drogenanbau und -handel, sieht vielversprechende Ansätze und die Bereitschaft zu engerer Zusammenarbeit.

Von Rainer Woratschka

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung vergibt schon mal Vorschusslorbeeren. Marion Caspers-Merk attestiert Antonio Maria Costa „neuen Schwung“ im Kampf gegen den internationalen Drogenanbau und -handel, sieht vielversprechende Ansätze und die Bereitschaft zu engerer Zusammenarbeit. Seit Mai 2002 ist der Italiener Chef des UN-Büros für Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung (ODCCP) – und seine erste größere Amtsreise führt ihn gleich nach Deutschland. Hauptthema seiner Gespräche in drei Ministerien und dem Bundeskriminalamt ist vor allem Afghanistan. Zum einen, weil es immer noch als Hauptanbaugebiet des Opium- und Heroin-Grundstoffs Schlafmohn gilt, zum andern, weil sich dort nun wie nirgendwo sonst die Chance einer Neustrukturierung der Landwirtschaft bietet. Costas Besuch zeige, wie ernst die UN-Behörde in Wien „die koordinierende Rolle Deutschlands“ nimmt, sagt Caspers-Merk.

Hintergrund für das Lob ist auch, dass die Deutschen mit dem Finanzgebaren und den Schwerpunkten von Costas Amtsvorgänger Pino Arlacchi nicht so gut zurechtkamen. Inzwischen sei in der UN-Behörde „die Einsicht gewachsen, dass mit der Vernichtung von Drogenpflanzen allein das Problem nicht lösbar ist“, sagt die Drogenbeauftragte. Lukrative Anbau-Alternativen, der Kampf gegen die Armut sowie Präventionsprogramme müssten damit eng einhergehen.

Dem pflichtet Costa bei. Anders als in China oder Laos sei der Drogenanbau in Afghanistan nicht Tradition, sondern erst in den vergangenen zehn Jahren so forciert worden. Man müsse die Bauern zurück zum Anbau von Getreide und exotischen Gewürzen bringen. Mit Zwang allein sei aber wenig auszurichten, schon weil die oft entlegenen Gebiete gar nicht zu kontrollieren seien.

Bei ihrem Werben setzt die UN-Behörde vor allem auf Kooperation. Mit nationalen Agenturen, mit internationalen Experten – und neuerdings sogar mit Nichtregierungs-Organisationen. „Die haben viel Erfahrung, von ihnen können wir lernen“, sagt Costa. Hilfreich könne auch sein, dass die Nachbarn Afghanistans inzwischen selbst zugeben, enorme Drogenprobleme zu haben. In Pakistan wird die Zahl der Heroinabhängigen auf 1,6 Millionen, im Iran auf 1,2 Millionen Menschen geschätzt. Entsprechend groß sei das Interesse an Prävention und Behandlungsprogrammen. Deutschland unterstützt das UN-Programm jährlich mit 600 000 Euro und speziell die afghanische Landwirtschaft mit 8,5 Millionen Euro.

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