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Gipfel-Marathon: Sieben Treffen am Stück zur Rettung des Euro

Eine solche Inszenierung hat die europäische Hauptstadt Brüssel noch nicht gesehen. Erst wurde der Euro-Rettungsgipfel, der eigentlich am Montag und Dienstag hätte stattfinden sollen, kurzfristig abgesagt.

Und als ob die Lage nicht dramatisch genug wäre, wurde ein filmreifer Ersatz gefunden: Drei Tage lang wollen Minister, Staats- und Regierungschefs einen Ausweg aus der Schuldenkrise finden. Man könnte den Eindruck gewinnen, sie würden nicht eher aus dem Brüsseler Justus-Lipsius-Gebäude herausgelassen, bis nicht ein Erfolgsrezept präsentiert werden kann.

High noon am Freitag, zur Mittagsstunde also, geht es los. Da kommen die europäischen Finanzminister der konservativen Parteien zur Vorbesprechung zusammen. Von 14 Uhr an bis vermutlich spät in die Nacht tagen sie im Format der Eurogruppe und wälzen die heißen Eisen Schuldenschnitt, Bankenrettung und Griechenland-Kredite. Am nächsten Morgen kommen dann die zehn Kollegen aus jenen EU-Staaten hinzu, in denen nicht mit der Gemeinschaftswährung bezahlt wird.

Wie beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gibt es eine Ablösung: Am Samstagnachmittag wird im Team Deutschland im übertragenen Sinne Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble abgeklatscht – vermutlich von Bundesaußenminister Guido Westerwelle, vielleicht auch von dessen Stellvertreter Werner Hoyer. Dann nämlich beginnt der sogenannte Allgemeine Rat – wieder mit offenem Ende. Diese Formalie wollten sich die auf europäischer Ebene ohnehin weitgehend entmachteten Außenminister nämlich nicht nehmen lassen, wenn schon die Ministertreffen nicht wie im Monat Oktober eigentlich vorgeschrieben in Luxemburg stattfinden. Laut EU-Vertrag jedenfalls müssen die Außenminister letzte Hand an die Gipfelerklärung legen. Viel mehr als Statisten sind sie in diesem Schauspiel allerdings nicht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel reist ebenfalls schon am Samstag nach

Brüssel, wo ihr zwei kurze Nächte

bevorstehen. Am Vorabend des

eigentlichen Gipfels treffen sich am Abend auf Schloss Meise im Norden der Stadt alle Staats- und Regierungschefs, die der christlich-konservativen Europäischen Volkspartei angehören. Das sind immerhin 17 von 27. Am nächsten Morgen, dem Sonntag, versammeln sich dann alle 27 im Brüsseler Ratsgebäude, ehe es am Nachmittag in der siebten und entscheidenden Sitzung wieder die 17 aus den Eurostaaten sind. Man kann nur hoffen, dass die übermüdeten Politiker bis zum Schluss den Überblick behalten werden.

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