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Politik: Glotz für zwei Zentren

SPD-Politiker will in Berlin und Breslau an Vertreibung erinnern

Berlin/Köln (dpa/Tsp). Der SPDPolitiker und Medienwissenschaftler Peter Glotz hat den Vorschlag begrüßt, auch im polnischen Breslau (Wroclaw) ein Zentrum gegen Vertreibungen einzurichten. „Ich finde, eine enge Kooperation zwischen einem deutschen und einem solchen Breslauer Zentrum wäre sehr sinnvoll“, sagte Glotz am Montag im WDR 5 „Morgenecho“. Glotz gehört mit der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, der Stiftung für ein „Zentrum gegen Vertreibungen“ an.

Breslau eigne sich in der Tat sehr gut, weil die Stadt für Deutsche und Polen symbolträchtig sei. Während die einen aus ihr vertrieben worden seien, seien nach 1945 die anderen hineingetrieben worden. „Inzwischen haben Breslauer Stadtpolitiker das aufgegriffen und dann den Europäischen Rat gefragt, ob er nicht ein solches Zentrum finanzieren soll. Ich habe überhaupt kein Problem damit“, sagte Glotz. Was das deutsche Zentrum angehe, so solle es ein Dokumentationszentrum sein, das möglichst vielen Menschen zugänglich sein sollte. „Dann würde ich raten, es nicht in die Ecke irgendwo nach Görlitz zu legen oder nach Freilassing oder nach Wunsiedel – dahin geht keiner.“ Es müsse also schon in einem Zentrum sein, „warum dann nicht die Hauptstadt?“ Glotz widersprach Befürchtungen, das Zentrum gegen Vertreibungen solle „eine Art Gegenveranstaltung zum Holocaust-Mahnmal“ werden. „Man muss wirklich sehen, der Holocaust auf der einen und die Vertreibung auf der anderen Seite sind unterschiedliche Formen von mörderischer Gewaltanwendung. Und deswegen kann man das eine nicht auf die Ebene des anderen heben.“

Der SPD-Außenpolitiker Markus Meckel und Schriftsteller aus Polen, Tschechien und Deutschland hatten vor kurzem in einem gemeinsamen Aufruf ein europäisches Zentrum vorgeschlagen. Meckel hatte geschrieben: „Die Gestaltung eines solchen Zentrums als vorwiegend nationales Projekt, wie es in Deutschland die Stiftung der Heimatvertriebenen plant, ruft das Misstrauen der Nachbarn hervor und kann nicht im gemeinsamen Interesse unserer Länder sein.“

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