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Politik: Green Card: Zwickel: Lediglich Tropfen auf den heißen Stein

Auch nach dem bundesweiten Start der Green Card am Dienstag reißt die Kritik an der Initiative nicht ab. Sowohl Unternehmer als auch Gewerkschaften äußerten sich skeptisch, wenn auch mit unterschiedlicher Zielsetzung.

Auch nach dem bundesweiten Start der Green Card am Dienstag reißt die Kritik an der Initiative nicht ab. Sowohl Unternehmer als auch Gewerkschaften äußerten sich skeptisch, wenn auch mit unterschiedlicher Zielsetzung. "Die Green Card ist ein Schnellschuss. Das ist nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte Gewerkschafts-Chef Klaus Zwickel am Dienstag in Frankfurt. Der Fachkräftemangel bei Unternehmen der Informationstechnologie (IT) lasse sich mit der Maßnahme der Bundesregierung dauerhaft nicht bekämpfen. "Wir brauchen vielmehr eine umfassende Bildungs- und Ausbildungsoffensive, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben", betonte Zwickel. Wirtschaft und Staat müssten dabei ihre Bemühungen rasch verstärken. Von rund 40 000 zugesagten Ausbildungsplätzen in der IT-Branche fehlten noch immer bis zu 7000. Zwickel wies gleichzeitig die Forderung nach einer Green Card für weitere Branchen zurück.

Auch die Unternehmen selbst zeigten sich teilweise zurückhaltend, zumal die Einführung der Green-Card nur schleppend anläuft. Zwar traten bereits am Dienstag einige Ausländer bei IT-Unternehmen ihre Stelle an. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit lagen bis Dienstag 18 833 Anfragen von Nicht-EU-Ausländern vor, die meisten aus Indien, Pakistan und Osteuropa. Doch einige Unternehmen gaben an, keinen Bedarf zu haben. Eine erste Bilanz will der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, am kommenden Dienstag ziehen.

Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer, Hans Stein, kritisierte im "Deutschlandradio" vor allem die zeitliche Begrenzung. Nach fünf Jahren müsse er das Land wieder verlassen. "Was ist denn, wenn er sich selbstständig macht, weil er so erfolgreich ist und im großen Stil neue Arbeitsplätze schafft?" Deutschland brauche eine Einwanderungs-Regelung wie in den USA. Ähnlich äußerte sich auch FDP-Chef Wolfgang Gerhardt im Südwestrundfunk.

Unbürokratisch ist die derzeitige Regelung ebenfalls nicht. Der Inder Deepak Bhatt, erster Green-Card-Empfänger in Frankfurt (Main), musste für seine Arbeitserlaubnis zunächst ausreisen: von Frankfurt nach London. Er arbeitet zwar schon seit drei Monaten in Hessen - doch sein Geschäftsvisum lief am 30. Juli ab. Um nicht einen Tag illegal in Deutschland zu sein, verließ der 24-jährige Informatiker zunächst das Land, um später wieder einzureisen.

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