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Greenpeace dürfte die einflussreichste Umweltorganisation der Welt sein. Aber die Welt dreht sich, und Greenpeace muss sich ebenfalls ändern, um erfolgreich bleiben zu können.

© Federico Gambarini/dpa

Greenpeace: Zwei Frauen an der Spitze

Am 1. April treten Jennifer Morgan und Bunny McDiarmid ihren Dienst als Chefinnen der einflussreichsten Umweltorganisation der Welt an: Greenpeace bekommt eine neue Führung.

Am 12. Dezember stand Jennifer Morgan ganz vorn zwischen dem Friedensnobelpreisträger Al Gore und dem Autor des Stern-Reports zu den Kosten des Klimawandels, Nick Stern, als der Präsident des Klimagipfels Laurent Fabius sein grünes Hämmerchen fallen ließ und die Welt sich einen neuen Klimavertrag gegeben hat. 2002 beim Weltgipfel in Johannesburg, zehn Jahre nach dem großen Aufbruch in die Nachhaltigkeit in Rio de Janeiro, stand Jennifer Morgan noch mit einem Megaphon vor dem Kongresszentrum und versuchte, die Massen von mehr Klimaschutz zu überzeugen. Dazwischen liegt eine eindrucksvolle Karriere, die am 1. April bei Greenpeace weitergehen wird.
Mitte Januar schon gab Greenpeace International bekannt, dass Jennifer Morgan gemeinsam mit Bunny McDiarmid, der bisherigen Greenpeace-Chefin in Neuseeland, die wohl erfolgreichste Umweltorganisation der Welt führen wird. Die beiden sind die ersten Frauen, die an der Spitze von Greenpeace stehen werden. Sie lösen Kumi Naidoo ab, den ersten Afrikaner, der seit 2009 an der Spitze von Greenpeace stand. Der Südafrikaner, der auch der erste Menschenrechtsverteidiger an der Spitze einer Umweltorganisation gewesen ist, hat den Blick der Greenpeacer geweitet. Waren die Aktivisten zuvor vor allem Europäer und Amerikaner, die zwar Außenstellen überall auf der Welt hatten, ist Greenpeace nun eine wirklich internationale Organisation. Die Aktivisten des globalen Südens haben inzwischen bei Greenpeace eine Stimme und Gewicht.

Die Klimaexpertin löst den Menschenrechtler ab

Mit Jennifer Morgan hat sich Greenpeace eine der einflussreichsten Anführerinnen der globalen Klimabewegung an die Spitze geholt. Die Amerikanerin lebt seit Jahren in Berlin, obwohl sie seit 2009 wieder in den USA gearbeitet hat. Sie leitete die Klimaabteilung des einflussreichen Thinktanks World Resources Institute. Zuvor hatte sie bei der deutlich kleineren und jüngeren Organisation E3G die gleiche Aufgabe wie bei ihrem vorherigen Arbeitgeber der Umweltstiftung WWF.

Jennifer Morgan übernimmt am 1. April den Chefposten bei Greenpeace.
Jennifer Morgan übernimmt am 1. April den Chefposten bei Greenpeace.

© WRI

Mit Jennifer Morgan an der Spitze zeigt Greenpeace auch, dass ohne einen wirksamen Klimaschutz in der Umweltpolitik zunehmend alles nichts sein wird. Wale zu schützen – das gehört zum Gründungsmythos von Greenpeace – hat wenig Zweck, wenn der Klimawandel endgültig ihre Lebensräume zerstört. Der Klimaschutz führt Greenpeace auch wieder an einen der Ursprünge der Organisation: die Marschallinseln und die französischen Pazifikinseln sind nicht nur die ersten Opfer des steigenden Meeresspiegels, sie waren auch Opfer der Atomtests der USA und Frankreichs.

Von Neuseelands ins Zentrum

Morgans Partnerin auf dem Chefsessel Bunny McDiarmid kommt genau aus dieser Tradition. Greenpeace schreibt in der Pressemeldung zur Berufung der beiden Spitzenfrauen, es gebe wohl kein Greenpeace-Schiff, das McDiarmid nicht als Crewmitglied kennen gelernt habe. Greenpeace tut mit der Berufung der beiden Frauen das einzig mögliche nach einer charismatischen Führungspersönlichkeit wie Kumi Naidoo. Und zeigt, dass der Weg der Öffnung, der Dezentralisierung, der Demokratisierung bei Greenpeace weiter gehen soll.

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