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Politik: Grenzen setzen

Union und Grüne fordern ein weltweit geltendes generelles Klonverbot – die Bundesregierung hält sich noch zurück

Noch ist nichts bewiesen, und die Zweifel seriöser Wissenschaftler sind groß. Dennoch hat die Nachricht der Raëlianer-Sekte, ihr sei inzwischen die Geburt zweier Klonbabys gelungen, die deutsche Politik aufgeschreckt. Allein die Vorstellung, dass es solche Experimente mit menschlichen Embryos gibt, gilt parteiübergreifend als verwerflich, ja verbrecherisch. Nein danke. So lautet die einhellige Antwort auf die Frage, ob man eine Person durch künstliche Fortpflanzung genetisch identisch kopieren sollte. Deshalb sind sich Sozialdemokraten, Grüne, Liberale, Union, Regierung und Nationaler Ethikrat einig: Es muss endlich ein weltweites Verbot für das so genannte reproduktive Klonen geben. Bisher ist ein solcher Vorstoß am Veto von UN-Mitgliedern wie Großbritannien, China und Israel immer wieder gescheitert.

Die Grünen und die CDU/CSU-Fraktion gehen aber noch einen Schritt weiter. Beide befürworten ein generelles, totales Klonverbot (was schon Rechtslage in Deutschland ist) und fordern von der Bundesregierung ein rasches Vorgehen auf UN-Ebene. Das heißt, sie sind auch gegen das Klonen zu therapeutischen Zwecken. Ziel ist dabei nicht, einen Menschen zu kopieren, sondern Krankheiten wie Parkinson durch Stammzellen mit dem Erbgut des Patienten zu behandeln. Der Mensch als sein eigenes Ersatzteillager ist noch Zukunftsmusik. Maria Böhmers Einwände gegen das therapeutische Klonen sind aber ohnehin grundsätzlicher Art. Die Expertin der Union verweist darauf, dass sich reproduktives und therapeutisches Klonen technologisch nicht groß unterscheiden. Beide Male gehe es darum, Menschen herzustellen. Dem müsse man Grenzen setzen. Hinzu kommt nach Auffassung der Vizefraktionschefin noch ein weiteres doppeltes Dilemma. Zum einen würden beim therapeutischen Klonen Embryos erzeugt und getötet, um Zellen zu gewinnen. Zum anderen bestehe die Gefahr, dass Frauen als Spenderinnen von Eizellen missbraucht werden. Befürchtungen, die die Bioethik-Expertin der Grünen, Christa Nickels, teilt. Auch sie ist daher für eine rasche internationale Ächtung jeder Art des Klonens und weiß sich dabei auf einer Linie mit dem rot-grünen Koalitionsvertrag. Aber zumindest in der CDU/CSU gibt es eine Minderheitenposition. Sie wird etwa von der forschungspolitischen Sprecherin Katherina Reiche vertreten. Reiche will die Heilungs-Chancen durch die „Reprogrammierung körpereigener Zellen“, also therapeutisches Klonen, nicht von vorneherein durch Verbote verbaut sehen.

Damit ist Reiche nicht allzu weit von der Position der Regierung und der FDP um Ulrike Flach entfernt. Forschungsministerin Edelgard Bulmahn ist zwar klar gegen reproduktives Klonen und will sich für ein weltweites Verbot stark machen. Einer solchen Forderung für das therapeutische Klonen möchte sie sich derzeit aber nicht anschließen. Bulmahns Begründung: Rechtlich und ethisch sei die Bewertung noch nicht abgeschlossen.

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