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Großbritannien: Abkommen zwischen Blair und Brown

Der britische Premierminister Tony Blair und sein mutmaßlicher Nachfolger, Finanzminister Gordon Brown, haben Presseberichten zufolge vereinbart, dass Blair im kommenden Mai als Regierungschef zurücktritt.

London - Premierminister Tony Blair habe mit Finanzminister Gordon Brown vereinbart, der als sein wahrscheinlichster Nachfolger gilt, dass er sein Amt im Mai niederlegen werde, berichteten die britischen Tageszeitungen "The Financial Times" und "The Guardian". Britische Gewerkschaftsführer forderten Blair auf, umgehend zurückzutreten, andernfalls werde seine Partei die kommenden Wahlen verlieren.

Die "Financial Times" berichtete, Blair gebe seinen Posten am 4. Mai auf, das wäre ein Tag nach der Wahl des schottischen Parlaments und der walisischen Versammlung. Dies habe er mit Brown abgemacht, seinem jahrelangen Weggefährten und jetzigen Rivalen in der Labour-Partei. Am Donnerstag hatten die britischen Medien berichtet, dass Blair und Brown sich tags zuvor lautstark gestritten hätten; der Finanzminister kam anschließend lächelnd aus Blairs Büro, wie auf Fotos zu sehen war.

Den Zeitungsberichten vom Freitag zufolge würde auf Blairs Rücktritt im Mai eine sechswöchige Übergangsphase folgen, in der sein Nachfolger gewählt würde; dieser könne das Amt dann Mitte Juni antreten. Der Premierminister hatte am Donnerstag angekündigt, er werde sein Amt als Regierungschef binnen eines Jahres abgeben. Einen genauen Zeitpunkt nannte er jedoch nicht.

Browns Anhänger sind den Berichten zufolge dagegen, dass die Machtübergabe später als im Mai stattfindet, weil sie sonst mitten in die Sommerpause fallen würde. Sie befürchten angeblich, dass der neue Regierungschef die ersten hundert Tage nach dem Amtsantritt dann nicht voll ausnutzen könne, um seiner Politik gleich zu Beginn einen eigenen Stempel aufzudrücken. Bei dem Streit am Mittwoch soll Brown in diesem Sinne Blair unter Druck gesetzt haben.

Beobachter mahnen Brown zur Vorsicht

Finanzminister Brown müsse "äußerst vorsichtig" sein, wenn er wirklich Premierminister werde, sagte Ex-Finanzminister Norman Lamont der BBC. Es dürfe nicht so aussehen, als habe er nur aus Eigennutz gehandelt. Blair und Brown haben einem langjährigen Gerücht zufolge bei Blairs Amtsantritt vor neun Jahren vereinbart, dass Brown ihm zunächst den Vortritt lasse und sich mit dem Posten des Finanzministers begnüge, wenn Blair den Posten nach einer Amtszeit abgebe und Brown nachrücken lasse. Weil es dazu nie gekommen sei, sei das Verhältnis der beiden Machtmenschen mittlerweile zerrüttet, heißt es.

Seit Monaten fällt Labour - nicht zuletzt wegen Blairs umstrittenen Kurs bei den Kriegen im Irak und im Libanon - immer weiter in der Wählergunst; Umfragen sehen inzwischen sogar erstmals wieder die Konservativen vorne. (tso/AFP)

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