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Politik: Großbritannien: Klinik entnahm illegal 2000 Organe von Kindern

"Der Schmerz, der den Eltern durch diese furchtbare Praxis zugefügt wurde, kann nicht vergeben werden", sagte Gesundheitsminister Alan Milburn dem vor Entsetzen starren Parlament. Fassungslos vernahmen die Abgeordneten den Untersuchungsbericht über die weltberühmte Kinderklinik Alder Hey in Liverpool, wo Organe der dort gestorbenen Kinder ohne Wissen der Eltern gehortet wurden.

"Der Schmerz, der den Eltern durch diese furchtbare Praxis zugefügt wurde, kann nicht vergeben werden", sagte Gesundheitsminister Alan Milburn dem vor Entsetzen starren Parlament. Fassungslos vernahmen die Abgeordneten den Untersuchungsbericht über die weltberühmte Kinderklinik Alder Hey in Liverpool, wo Organe der dort gestorbenen Kinder ohne Wissen der Eltern gehortet wurden.

Über 2000 Herzen, 1500 Totgeburten und eine Unmenge von Gliedmaßen, Gewebeteilen und ganze Körper von Kleinkindern werden in dem Report aufgelistet. Er wurde von der Regierung letztes Jahr in Auftrag gegeben, als durch Zufall die Machenschaften des an dem Krankenhaus tätigen Patologen Dick van Velzen bekannt wurden. Der holländische Arzt hatte zwischen 1988 und 1995 systematisch gestorbenen Kindern Organe ohne Wissen der Eltern zu "Forschungszwecken" entnommen. Er setzte sich nach der Entdeckung aus England ab und wird mit einem internationalen Haftbefehl gesucht.

Zugleich wurde deutlich, dass die Aufbewahrung von Organen und Gewebe in Krankenhäusern des staatlichen Gesundheitsdienstes weit verbreitet ist. Wie Milburn mitteilte, lag die Zahl der beschlagnahmten Organe Ende 1999 bei mehr als 100 000, darunter etwa 10 000 von Kindern. Der Gesundheitsminister sprach den Eltern sein "tiefempfundenes Mitgefühl" aus und entschuldigte sich im Namen der Regierung für die "Inkompetenz und die Gefühlslosigkeit" der Krankenhausverwaltung, die den Patologen hätte schalten und walten lassen. Janet Dacombe beerdigte ihren Sohn James zum ersten Mal vor zehn Jahren. In den vergangen beiden Jahren folgten zwei weitere Beisetzungen, als das Krankenhaus nach und nach die wieder gefundenen Organe des Jungen der Mutter zurückgab. "Wir wollten Frieden mit einem christliches Begräbnis finden", sagte die Mutter bitter. "Aber wir bestatteten ohne es zu wissen eine leere Hülle". Die Behälter mit den Leichenteilen waren oft mit pietätlosen Aufschriften versehen: "Bei Gelegenheit das angerissene Gewebe trennen und dann wegwerfen" stand als Hinweis für einen Torso.

Der Gesundheitsminister kündigte Maßnahmen an, die schriftliche Zustimmung von Eltern zur Organentnahme und Verwendung gesetzlich zu verankern und Verstöße dagegen zu bestrafen. Führende Mitglieder des Krankenhausmanagements von Alder Hey wurden entlassen.

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