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Politik: Große Worte, kleiner Protestzug

USA lehnen Verhaltenskodex bei Ernährungsgipfel ab

Von Thomas Migge, Rom

Lillo Sforza Ruspoli marschierte mit José Bové in erster Reihe. Der stockkonservative römische Prinz und der französische Globalisierungsgegner und Bauer haben eigentlich nicht viel gemeinsam. Doch wenn es darum geht, gegen die globalisierte Macht von landwirtschaftlichen Unternehmen und deren biotechnologischen Träumen anzukämpfen, dann werden, so Ruspoli, „politische Hürden mit Leichtigkeit überwunden, denn wir haben ja einen gemeinsamen Feind“.

Bové und Ruspoli, der vor kurzem eine Bauernpartei gründete, marschierten am Samstag mit tausenden anderer Demonstranten durch Rom. Sie protestierten gegen jene Staaten, die beim an diesem Montag beginnenden Gipfel der Welternährungsorganisation FAO das Plenum davon überzeugen wollen, dass nur gentechnisch manipulierte Lebensmittel den Hunger wirksam bekämpfen können. Schon vor Wochen hatte die angekündigte Demonstration bei den Organisatoren des Gipfels Angst und Schrecken ausgelöst. In guter Erinnerung sind die protestierenden Globalisierungsgegner beim G-8-Treffen im Juni 2001. Das soll sich in Rom nicht wiederholen. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi stellte 6000 schwer bewaffnete Polizisten und Soldaten bereit. Seit Freitag werden Botschaften und Niederlassungen internationaler Unternehmen wie McDonalds und Coca-Cola sowie das Tagungsgebäude der FAO bewacht.

Die gefürchtete Demo am Samstag wurde ein Reinfall. Anstatt der erwarteten 100 000 hatten sich nur 10 000 Protestierende aus Italien und dem Ausland eingefunden. Die Organisatoren des Protestzugs diskutieren jetzt über die geringe Beteiligung. Vittorio Agnoletto vom „Social Forum“, in dem alle italienischen Globalisierungsgegner vereint sind, ist davon überzeugt, dass das Fehlen einer straffen Organisation dazu führt, „dass viele mit Worten protestieren aber nicht mit Taten“.

Während der kleine Protestzug durch Rom marschierte, eröffnete der „Alternative Anti-Hunger-Gipfel“ seine Pforten. Anwesend sind 700 Nichtregierungsorganisationen aus 92 Ländern. Sie fordern eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung. Der Direktor der FAO, Jacques Diouf, war bei der Eröffnung des alternativen Gipfels anwesend und versprach, dass „ich persönlich Eure Forderungen im Plenum vortragen werde“.

Unterdessen wurde bekannt, dass die USA beim FAO-Gipfel offenbar die Verabschiedung eines Verhaltenskodex für das Recht auf Nahrung ablehnen. Wie aus diplomatischen Kreisen verlautete, scheiterten entsprechende Vorverhandlungen am Widerstand der amerikanischen Delegation.

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