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Politik: Grün reden, schnell fahren

Parteivorstand der Grünen nutzt 5er BMW als Dienstwagen / Umweltschützer kritisieren Minister-Autos

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Berlin - Am Montag hat Grünen-Fraktionschefin Renate Künast die Deutschen zum Kauf von japanischen Hybridautos aufgefordert. Ihre Parteispitze verlangte von der Bundesregierung, nur noch verbrauchsarme Pkw anzuschaffen. Eines hatten die Ökologen offenbar übersehen: Der Grünen-Vorstand selbst nutzt als Dienstwagen zwei 530er Diesel-BMW. Die Wagen bringen rund 200 PS auf die Straße und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 240 Kilometer pro Stunde. Die Limousinen stellt BMW neben einem Fahrzeug der 1er-Reihe den Grünen als Parteispende zur Verfügung.

Davon, dass sich seine Partei damit in der Klimadebatte selbst ausbremse, will Parteichef Reinhard Bütikofer freilich nichts wissen. „Ich verlange von anderen nicht mehr als von mir selbst“, sagte er dem Tagesspiegel. Zwar sei der Verbrauch des großen BMW mit 8,5 Liter auf 100 Kilometer „deutlich über dem Durchschnitt, den wir insgesamt hinbekommen müssen“. Doch appelliere er an BMW, „sich anzustrengen, um energieeffiziente Autos auf die Straße zu stellen“. Selbst klimaschonendere Wagen kaufen will die Umweltpartei offenbar nicht. Stattdessen sagt der Parteichef: „Ich bin ganz offen für Angebote von Automobilherstellern, die ökologisch günstiger fahren.“ Tatsächlich wundern sich auch Parteifreunde über die Botschaften von der Spitze. „Wir müssen zusehen, dass wir in Sachen Umweltschutz vorbildlich sind“, warnt der Verkehrspolitiker Winfried Hermann: „Das gilt auch für die Parteiführung.“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am Dienstag eine Liste mit dem Kohlendioxidausstoß (CO2) der Minister-Dienstwagen veröffentlicht. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt steht mit ihrem Mercedes-Benz S 500 bei einem CO2-Ausstoß von 286 Gramm pro Kilometer am schlechtesten da. Am besten schneidet der Mercedes-Benz E 200 von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek- Zeul mit 212 Gramm ab. Im Mittelfeld liegt Umweltminister Sigmar Gabriel mit einem Audi A 8 4,2 TDI, der 249 Gramm CO2 ausstößt. Was die DUH nicht bedacht hat, ist, dass sich Leute im Umfeld des Umweltministeriums daran erinnern, dass DUH-Geschäftsführer Rainer Baake bis vor acht Monaten dort Staatssekretär war. In dieser Eigenschaft fuhr er einen BMW der 7er-Reihe, die es auf einen CO2-Ausstoß von 216 bis 330 Gramm pro Kilometer bringen. Sein Argument sei gewesen, er brauche hinten Platz.

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