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Genug Auswahl. Zwei unbekannte Männer, Jürgen Trittin und drei bekannte Frauen wollen die Grünen in die nächste Wahl führen.

© dpa

Grüne auf der Suche nach Spitzenkandidaten: Trittin und die Frauen-Troika

Den Grünen steht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Urwahl ins Haus. Claudia Roth, Katrin Göring-Eckardt oder Renate Künast treten als grüne Spitzenkandidatinnen an – mit oder gegen Trittin.

Von Sabine Beikler

Der Kampf um die Grünen-Spitzenkandidatur wird spannend. Am Freitag verkündete Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt ihre Bewerbung. Auch die Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, wird dem Vernehmen nach antreten. Parteichefin Claudia Roth und Co-Fraktionschef Jürgen Trittin haben bereits ihre Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl 2013 angekündigt. Mit den Basismitgliedern Werner Winkler aus Waiblingen und Franz Spitzenberger aus dem Oberallgäu sind es sechs Kandidaten. Damit wird eine Urwahl unter den 60.000 Parteimitgliedern sehr wahrscheinlich.

„Ich bin tief davon überzeugt, dass eine Urabstimmung der Basis über demokratisch legitimierte Kandidaten gut zum Stil unserer Partei passt. Das ist der bessere Weg als eine Taktiererei oder Hinterzimmerstrategie“, sagte Parteichefin Claudia Roth dem Tagesspiegel. Ein kleiner Parteitag mit 80 Delegierten wird am 2. September in Berlin das Verfahren beschließen. Bis zum Bundesparteitag Mitte November in Hannover könnte ein Entscheid der Mitglieder abgeschlossen sein.

Die Grünen wollen voraussichtlich mit einem Spitzenduo aus einer Frau und einem Mann in den Wahlkampf ziehen. Trittin gilt zwar als gesetzt, doch ist der Ausgang einer Urwahl an der Basis schwer zu kalkulieren. Theoretisch ist es möglich, dass zwei Frauen mehr Stimmen als Trittin holen und der Fraktionschef das Nachsehen hätte. Möglicherweise würde das Ergebnis einer Urwahl auch noch einmal einem Parteitag zur Entscheidung vorgelegt werden.

Überraschend ist die Erklärung von Katrin Göring-Eckardt, als Kandidatin anzutreten. Bisher hatte sich die 46-jährige Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht geäußert. Göring-Eckardt plädiert für das Antreten von Kandidaten als Team. „Ich trete gern in einem Team an, das alle unsere Stärken zusammenbringt, das unsere Schwächen minimiert und so viele Menschen wie möglich anspricht und überzeugen kann für den Politikwechsel, für uns Grüne zu stimmen“, schreibt sie in ihrer Erklärung. Sie würde sich zwar einer Urwahl nicht verschließen. Doch sei diese „nach innen gerichtet“ und „keine gute Möglichkeit“, Wähler zu gewinnen. Auch der Berliner Grünen-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wieland spricht sich gegen einen personalisierten Wahlkampf aus und hat „den Wunsch, mit einer Führungsriege anzutreten“.

Die frühere Fraktionsvorsitzende Göring-Eckardt wird vor allem aus Baden-Württemberg unterstützt: Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hatte sich für sie starkgemacht, weil Göring-Eckardt auch bürgerliche Wähler gewinnen könne. Auch der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann gilt als ein Unterstützer. Gegen dieses Vorgehen der Männer opponierten grüne Frauen in einem Schreiben an die „Dear boys“. Sie würden nicht akzeptieren, dass „offenbar einige wenige Männer in unserer Partei glauben, Personalvorschläge auf Kosten von Frauen machen zu können“. Unterschrieben ist der Brief von Künast-Unterstützerinnen wie den Abgeordneten Priska Hinz oder Brigitte Pothmer, die den Realoflügel koordinieren.

Kommt es zu einer Urwahl, hätte Göring-Eckardt weniger Chancen als Renate Künast. Die Fraktionschefin wird wohl trotz der gescheiterten Berlin-Wahl antreten. Künast hat auch keine andere Chance: Tritt sie nicht an, fristet sie politisches Gnadenbrot. Künast hätte nach der Wahl keine Chance mehr auf irgendein politisches Amt. Sie ist eine Kämpferin, inhaltlich breit aufgestellt und in der Partei nach wie vor anerkannt. „Was interessiert die Berlin-Wahl in Süddeutschland“, sagen nicht wenige Grüne.

Claudia Roth ist die Dritte in der Frauen-Troika. Realpolitiker mutmaßten, die Parteilinke würde von ihrer Kandidatur absehen, sollten sich andere Kandidatinnen erklären. Das wird Roth nicht tun: Sie hält an ihrer Kandidatur fest. Ob Roth bei einer Urwahl die besten Chancen hat, ist offen. Die 57-Jährige verkörpert die Seele der Partei. „Man hasst sie oder man liebt sie“, sagt ein grüner Spitzenmann. Wie groß die Liebe der Basis ist, wird man sehen.

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