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Grüne Jugend

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Grüne Jugend: Eine kleine Provokation

Zum Tag der Deutschen Einheit hat die Grüne Jugend mit einem Tweet für Empörung gesorgt. Doch das kommt auch im eigenen Lager nicht nur gut an.

Zum Tag der Deutschen Einheit hat die Grüne Jugend mit einem Tweet für Aufregung gesorgt: "Am 3. Oktober wurde ein Land aufgelöst und viele freuen sich 25 Jahre danach. Warum sollte das nicht noch einmal mit Deutschland gelingen?", fragte die Jugendorganisation der Partei am Abend des 3. Oktober. Eine kleine Provokation zum 25-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung, die später einiger Erläuterungen bedurfte.

Die ersten entrüsteten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. "Wenn die Parteispitze der Grünen diese Auffassung teilt, darf sie kein Koalitionspartner sein!", kommentierte die hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach, die sich regelmäßig über Twitter Auseinandersetzungen mit der Grünen Jugend liefert. Ihre CSU-Kollegin Dorothee Bär formulierte es weniger vornehm: "Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte", schrieb sie. Aber auch in den eigenen Reihen waren nicht alle begeistert. "Bisserl weniger kiffen", ermahnte der grüne Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek die Parteijugend.

Tag der Einheit müsse auch "Anlass zur Mahnung" sein

Eine Erläuterung, wie der Tweet zu verstehen sei, lieferte die Nachwuchsorganisation einen Tag später: Wenn unter dem Motto "Grenzen überwinden" der Tag der Deutschen Einheit gefeiert werde, während die Regierungsparteien offen über Grenzzäune diskutierten und an den europäischen Außengrenzen täglich Menschen sterben, müsse dieser Tag "auch Anlass zur Mahnung" sein, schreibt Grüne Jugend-Sprecher Erik Marquardt auf seiner Facebook-Seite.

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"Dass man über die Vision einer europäischen Integration bis hin zu einem europäischen Staat ohne gesicherte Außengrenzen nicht mal mehr laut sprechen darf, zeigt, dass die Grenzen in den Köpfen noch längst nicht überwunden sind", schreibt er weiter. Es falle ihm schwer, Menschen ernst zu nehmen, die unter dem Motto "Grenzen überwinden" feierten und sich dann darüber aufregten, wenn jemand darauf hinweise, dass noch einige Grenzen überwunden werden müssten.

Marquardts Sprecher-Kollegin Theresa Kalmer findet, es brauche jetzt vor allem eins: "Ein klares Bekenntnis zu weniger Deutschland und mehr Europa", wie sie auf ihrer Facebook-Seite schreibt. Das Deutschgetümel nerve, stellt sie fest fest. Dass die Forderung ein Provokation sei, zeige nur, "wie sehr nationalistische Grenzen in den Köpfen vieler Menschen immer noch existieren" und wie viel noch zu tun sei.

Nicht alle bei der Grünen Jugend finden die Aktion geglückt

Ob die Provokation geglückt ist, darüber gehen auch bei der Grünen Jugend die Meinungen auseinander. Der Tweet könne falsch verstanden werden, kommentiert etwa Nicolas Lommatzsch von der Grünen Jugend in Unterfranken. Bei der Forderung, Deutschland aufzulösen, fehle die Begründung, dass man "ein vereinigtes Europa" bekommen wolle. Und Sebastian Mann, Mitarbeiter eines grünen Bundestagsabgeordneten, findet, zum Tag der Deutschen Einheit hätte man "mit ner coolen Aktion" Presse für die Europäische Einheit machen können. "Aber stattdessen wird lieber mal wieder mit vollster Absicht versucht, sich mit allen anzulegen, um zu beweisen wie cool links man ist", kritisiert er weiter und fragt: "Können wir nicht endlich mal aufhören, uns immer wieder selbst zu diskreditieren und unsere durchaus sinnvollen Ideen und Forderungen auch Anschlussfähig kommunizieren?"

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Doch Marquardt bleibt dabei: Es gehöre zu den Aufgaben der Grünen Jugend, provokant zu sein und den Finger in die Wunde zu legen. Die Grünen hätten früher stärker als Debattenraum zur Verfügung gestanden, der auch für Provokationen genutzt werden konnte, um Debatten anzustoßen. "Inzwischen wird alles kritisiert, dass die Mehrheitsgesellschaft womöglich nicht mehrheitlich toll oder zumindest nicht anstößig findet", beklagt er.

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