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Grundgesetz: Minderheitsverbände gegen Deutsch als Amtssprache

Deutsche Minderheitenverbände haben die Initiative von Parlamentariern kritisiert, Deutsch als Sprache im Grundgesetz zu verankern.

Berlin - „Dass Deutsch jetzt zur Amtssprache erklärt werden soll, ist völlig überflüssig“, sagte Herbert Heuß vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma am Donnerstag dem Tagesspiegel. „In einer Reihe von Gesetzen ist das längst geregelt.“ Der Zentralrat vertritt etwa 100 000 Menschen, damit sind Sinti und Roma die größte der so genannten nationalen Minderheiten in Deutschland. Dazu zählen außer diesen noch Friesen, Sorben und Dänen. „Der Zentralrat würde diese Initiative für die deutsche Sprache begrüßen, wenn gleichzeitig der Minderheitenschutz und die Förderung der Sprachminderheiten deutlich gemacht wird“, sagte Heuß.

Einige Abgeordnete von CDU, SPD und FDP wollen den Satz „Die Sprache der Bundesrepublik ist Deutsch“ in die Verfassung einfügen. Auch Dieter Küssner, Vorsitzender des Südschleswigschen Vereins, sieht das skeptisch. „Wir verstehen es natürlich nicht, wenn das Deutsche so hervorgehoben wird“, sagte Küssner. „Wir kämpfen darum, dass unsere Sprache gleichberechtigt in dem Raum, in dem wir leben, anerkannt wird, dass sie sichtbar ist: auf Straßenschildern, auf Ortsschildern, in Amtsdokumenten.“ Dabei sei gegen den Passus im Grundgesetz nichts einzuwenden, sofern er denn ergänzt werde. Mit dem Nachsatz „Minderheitensprachen sind Dänisch, Friesisch, Sorbisch und Romani“, sagt Küssner, wäre er zufrieden.

Thede Boysen, Leiter des Sekretariats der nationalen Minderheiten, meint: „Wir sollten nicht einer Dominanzkultur verfallen, denn das ist nicht die Lösung der Sprachprobleme in Deutschland.“ Die Minderheitensprachen sollten in gleichem Maße geschützt werden wie die Verkehrssprache Deutsch. Christian Pestalozza, Verfassungsrechtler an der Freien Universität Berlin, argumentiert, die Bundesrepublik als solche spreche ja gar keine Sprache. Regelungen gehörten, wenn man sie denn mache, in die Landesverfassungen.

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