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Guantánamo: FBI berichtet von Misshandlungen

Dieser Bericht dürfte George W. Bush nicht gefallen: Im Gefangenenlager Guantánamo Bay haben Mitarbeiter der Bundespolizei FBI mindestens 26 Fälle von Misshandlungen muslimischer Häftlinge beobachtet.

Washington - Einem 244 Seiten langen FBI-Bericht zufolge sind FBI-Mitarbeiter Zeugen von Misshandlungen oder besonders aggressiven Verhörmethoden durch US-Ermittler geworden. Außerdem haben sie Beschwerden von Häftlingen aufgegriffen. In einem der zitierten Fälle gab ein US-Ermittler an, dass es vier Tage dauere, um den Willen eines Gefangenen zu brechen. Dazu müsse der Häftling 16 Stunden lang hintereinander verhört, mit lauter Musik beschallt und einem Blitzlichtgewichter ausgesetzt werden.

Mehrfach hätten FBI-Mitarbeiter gesehen, "wie Gefangene an Händen und Füßen gefesselt in Embryonalstellung am Boden der Verhörräume über 18, 24 oder mehr Stunden ohne Nahrung oder Wasser" gelegen hätten, heißt es weiter. Vielfach hätten die hilflosen Häftlinge dabei im eigenen Urin und Kot liegen müssen. Andere Gefangene sind nach diesen Angaben bei heruntergeregelter Klimaanlage "zitternd vor Kälte" oder in ungelüfteten, brütend heißen Räumen eingesperrt worden. Wegen der Hitze habe sich ein Häftling ganze Büschel von Haaren herausgerissen, bevor er nahezu bewusstlos auf dem Boden aufgefunden worden sei. In einem anderen Fall soll eine Ermittlerin einen Häftling verprügelt und dessen Kopf so hart auf den Fußboden geschlagen haben, so dass dieser ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Verhörmethoden von Verteidigungsministerium gebilligt

In einem Fall sei "der Kopf eines vollbärtigen Häftlings mit Klebeband umwickelt" worden, weil dieser ohne Unterbrechung den Koran rezitierte, gab ein FBI-Mitarbeiter an. In mindestens einem Fall wurde ein muslimischer Häftling in eine israelische Fahne eingehüllt. Dies gilt unter Moslems als besonders schwere Demütigung. FBI-Mitarbeiter zitierten auch Beschwerden von Häftlingen. Danach sollen Ermittlerinnen als Strafe für mangelnde Zusammenarbeit ihre Brüste entblößt, Gefangenen in die Genitalien gegriffen oder mit Menstruationsblut beschmiert haben.

FBI-Mitarbeiter gaben unter Berufung auf Aktennotizen oder Äußerungen der Ermittler an, dass die Verhörmethoden vom Verteidigungsministerium entweder erlaubt oder billigend in Kauf genommen worden seien. Die Dokumente basieren auf der Befragung aller 493 FBI-Mitarbeiter, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in dem Gefangenenlager waren. Die Untersuchung habe auch ergeben, dass kein FBI-Mitarbeiter an Misshandlungen oder fragwürdigen Verhörmethoden beteiligt gewesen sei, heißt es in dem Bericht. (tso/dpa)

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