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Politik: Gutachten zu NSU-Mord verzögerte sich

München - Im Fall des ersten Mordopfers der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund hat das bayerische Landeskriminalamt bei einem Teil der Ermittlungen enorm viel Zeit gebraucht. Erst zwei Jahre nach den tödlichen Schüssen auf den türkischen Blumenhändler Enver Simsek im September 2000 in Nürnberg war das LKA in der Lage, ein Gutachten zu den verwendeten Waffen zu erstellen.

Von Frank Jansen

München - Im Fall des ersten Mordopfers der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund hat das bayerische Landeskriminalamt bei einem Teil der Ermittlungen enorm viel Zeit gebraucht. Erst zwei Jahre nach den tödlichen Schüssen auf den türkischen Blumenhändler Enver Simsek im September 2000 in Nürnberg war das LKA in der Lage, ein Gutachten zu den verwendeten Waffen zu erstellen. Das gab am Dienstag ein Waffentechnikexperte der Behörde im NSU-Prozess zu. „Wir sind personell sehr knapp“, sagte der Beamte als Zeuge dem 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts München. Das Gutachten besteht aus zwei Papieren mit zusammen sieben Seiten.

In den zwei Jahren hatten die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt drei weitere Türken in Nürnberg, Hamburg und München ermordet. Bei allen Morden wurde die Pistole Ceska 83 eingesetzt, vermutlich mit einem aufgeschraubten Schalldämpfer.

Der Experte sagte zudem, er habe ein Polizeivideo zu den waffentechnischen Untersuchungen nie zu Gesicht bekommen. Eine Erklärung hatte er dafür nicht. Auch konnte er nicht sagen, wo sich das Video heute befindet. Das LKA geht davon aus, dass die Täter auf Simsek sieben bis neun Schüsse aus zwei Waffen abfeuerten. Ein Rechtsmediziner des Universitätsklinikums Erlangen beschrieb acht Verletzungen, die Simsek erlitten hatte. Tödlich sei ein „Schädelsteckschuss“ gewesen, sagte der Zeuge. Simsek war zwei Tage nach dem Angriff im Klinikum Nürnberg gestorben. Frank Jansen

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