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Politik: Gute Geschäfte mit giftigem Schrott

In Indien regt sich Widerstand gegen die Einfuhr von 70 000 Tonnen Metallschrott vom World Trade Center in New York. Ein indisches Recyclingunternehmen hat das Material für 8,4 Millionen Dollar gekauft.

In Indien regt sich Widerstand gegen die Einfuhr von 70 000 Tonnen Metallschrott vom World Trade Center in New York. Ein indisches Recyclingunternehmen hat das Material für 8,4 Millionen Dollar gekauft. Mehr als 33 000 Tonnen davon sind bereits in indischen Häfen eingetroffen. Anantha Padmanabhan, Direktor von Greenpeace Indien, sagte dem Tagesspiegel: "Dies ist keine normale Fracht. Der Schrott ist hochbelastet mit Asbest, Schwermetallen und Dioxin. Diese Substanzen greifen Leber und Nieren an und können Krebs erregen."

Diese Giftstoffe sind nach den Anschlägen vom 11. September auf das World Trade Center entstanden, als Videogeräte, Computer, Stromkabel und Kunststoffe verbrannten, bevor die Zwillingstürme einstürzten. Drei Frachter sind vor wenigen Tagen in der südindischen Hafenstadt Chennai (früher Madras) eingetroffen. Laut Greenpeace sind weitere Frachter nach Indien, China und Malaysia unterwegs. Insgesamt sollen 1,5 Millionen Tonnen Abfall nach Asien gebracht werden. Die größte Stahlfirma Chinas plant, das Metall in der Autoindustrie einzusetzen. Es gibt aber offenbar auch Pläne, einen Teil des Materials in kleinen Stücken als makabere Souvenir zu verkaufen.

In Indien soll der amerikanische Müll im Wohnungsbau verwendet werden. Genau dagegen wehrt sich nun Greenpeace Indien. Padmanabhan argumentiert, dass dadurch nicht nur die Gesundheit der Hafenarbeitergefährdet werde. Auch für die Arbeiter, die in Recyclingfabriken sonst asbestverseuchte Schiffsrümpfe mit kleinen Schneidbrennern zerlegen, besteht Vergiftungsgefahr. Sogar die künftigen Bewohner könnten Gesundheitschäden davon tragen. Schließlich seien auch hunderte Feuerwehrleute und Arbeiter, die nach den Anschlägen die Trümmer des World Trade Centers durchsuchten schwer krank geworden.

Der Export gifiger Abfälle aus Industriestaaten in Entwicklungsländer ist durch das Baseler Abkommen seit 1994 verboten. Die USA haben dieses Abkommen jedoch nicht unterzeichnet. Allerdings verbieten auch die indischen Gesetze solche Importe. Sogar das höchste Gericht hat bereits in früheren Fällen in diesem Sinne entschieden. Doch die Hafenbehörde, der Zoll und die indische Umweltbehörde drücken ein Auge zu. Deshalb haben drei Gewerkschaften, zwei Menschenrechtsgruppen und Greepeace nun gemeinsam einen Brief an die US-Botschaft in Neu Dehli geschrieben. Darin werfen sie den USA vor, hochgiftiges Material in Indien abzukippen. Weiter heißt es: "Wir akzeptieren nicht, dass wegen der emotionalen Umstände des 11. Septembers übersehen wurde, dass diese Fracht hochgifitge Substanzen beinhaltet." Am Samstag soll ein weiterer Frachter in Kandla, Westindien, ankommen. Dieses Mal sind die Umweltschützer vorbereitet und wollen den Hafen blockieren.

Ashwin Raman

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