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Politik: Guter Wein

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Nun ist vorgestern das Kabinett vereidigt worden, und da macht man sich natürlich so seine Gedanken. Nachgedacht hat auch der ominöse SPD-Abgeordnete Jakob Mierscheid.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Nun ist vorgestern das Kabinett vereidigt worden, und da macht man sich natürlich so seine Gedanken. Nachgedacht hat auch der ominöse SPD-Abgeordnete Jakob Mierscheid. Jener, der in keinem Handbuch steht, den Sie aber als regelmäßiger Leser dieser Zeilen des öfteren genannt finden. Er hat wieder einen Brief verfasst. Gerade ist ja ein Buch mit dem Titel „Wein und Krieg“ erschienen, in dem steht, wie die Franzosen ihre besten Tropfen vor den Deutschen in Sicherheit brachten. Mierscheid widmet sich dem Thema „Wein und Schröder“. Aber nicht so, wie Sie jetzt denken. Es geht dem 69-Jährigen aus Rheinland-Pfalz, als welcher er sich zu erkennen gibt, um Analogien zwischen der Sprache des Weins und der Sprache des Regierens. Bei „Kabinett“ fängt es an.

Aber zitieren wir einfach, was der Volksvertreter feststellt. „Kabinett ist ein Qualitätsprädikat und zeichnet sich durch einen hohen Reifegrad aus, sonst erreicht er nicht ausreichend erforderliche Substanz und Charakter. So wie Auslese, obwohl auch in einem Kabinett nicht zu viel Verschnitt sein darf. Kabinett und Auslese sind nicht das gleiche, obwohl beides eng beieinander liegt. Spätlese ist auch etwas anderes als Kabinett, obwohl viele meinen, man könne das neuerdings sogar verwechseln. Dabei hat Spätlese mehr Öchsle als Kabinett und zeichnet sich aus durch die Verwendung von edelfaulen Trauben. Die braucht Kabinett nicht.“

So. Dann befindet Mierscheid noch, Niedersachsen sei zu einer „besonders ertragreichen Großlage mit vielen kabinettsreifen Erträgen“ geworden. Kritik weist der Verehrte von sich. „Qualität muss halt reifen, und zu früh Entkorkte schäumen nur, Jugendkult hin, Generationswechsel her.“ Ha! Da ist er, der Brückenschlag vom Wein zur Politik. Nun wagt unser Mierscheid auch einen Blick auf den Koalitionspartner. Nur ein bis zwei Prozent der Ökoweine gehörten ins oberste Qualitätssegment. Bei Blindverkostungen werde der große Rest gern mit anderem Wein verwechselt. Wie wahr. Was bleibt? In vino veritas.

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