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Sie alle haben abgeschrieben - das ein oder andere: Das humorige "Plagiat" des berühmten Abtreibungstitels des "Stern" kursiert derzeit im Netz.

© Collage: Verfasser unbekannt, gefunden bei meedia.de

Guttenberg-Songs, Guttenberg-Videos: Das Netz spießt Gutti auf

Ein Verteidigungsminister, der auf Hegemann macht - ein gefundenes Fressen für die Kreativen und Aktiven im Netz. Mit Songs, Videos, Fotomontagen und handelsüblichen Witzen rücken sie Guttenberg zu Leibe.

"Gucken, was die andern schreiben, Quellen dürfen fließen, aber Namen nicht bleiben, damit die Lorbeeren sprießen" - der Allgäuer Elektrohopper Rainer von Vielen versetzt sich im Song "Copy Paste (Gutt-Version)" in den Verteidigungsminister und kommt zu dem Schluss: "Riesensauerei, diese Haarspalterei". Rainer von Vielen ist nur einer von vielen im Netz, der Guttenberg aufspießt. In unzähligen Variationen wird etwa der "Wir haben abgetrieben"-Titel des "Stern" aus den 70ern gecovert, außerdem beliebt: die stark reduzierte "Gutti"-Tastatur, ideal für die Copy-Paste-Befehle Steuerung+C und Steuerung+V. So gut wie vergriffen sind bei Amazon inzwischen die Memoiren des Guttenberg-Großvaters Karl-Theodor (Senior, sinnvollerweise), die 1971 unter dem offenbar vom Weltgeist persönlich erdachten Titel "Fußnoten" erschienen. Dort findet sich selbstverständlich auch, obschon nun aus dem Handel genommen, noch ein Verweis auf Guttenbergs eigene Dissertation, die von der Netz-Community derzeit mit vermeintlich lobenden Kunden-Urteilen wie "Die Arbeit liest sich teilweise wie ein Zeitungsartikel und ist damit auch für juristische Laien sehr gut verständlich" überzogen wird.

Die Grünen im Bundestag scheuen die Kreativität und lassen sich stattdessen vom Plagiarismus Guttenbergs anstecken: Anstatt sich selbst Guttenberg-Witze auszudenken, starten sie lieber auf ihrem Blog einen "Sammelaufruf" für "Gutti-Witze". Der beste Kalauer ist dort allerdings nicht vermerkt: "ARD reagiert schnell und sendet am Sonntag aus gegebenem Anlass einen Zitatort", twittert Max von Malotki bereits am Donnerstag zum Thema KTG. Ebenfalls interessant, was "Rang und Namen", das Blog des Journalisten Peter Lausmann, bei Facebook mit einem Screenshot offen legt: Den Fans von Karl-Theodor zu Guttenberg wird im Netzwerk mit dem Verweis "Vielen, denen Karl-Theodor zu Guttenberg gefällt, gefällt auch diese Seite" ein Auftritt zu Ehren des lebenslustigen Fernsehkommissars Monaco Franze nahe gelegt. Die NDR-Satiresendung "Extra 3" führt derweil mit den Geldmitteln einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt einen weiteren beliebten Topos der letzten Tage zu einem professionellen Ende: Nach diversen gehackten Plakaten aus der martialischen "Raubkopierer sind Verbrecher"-Kampagne der "Zukunft Kino Marketing GmbH (ZKM)" zeigt die Sendung auf ihrer Homepage gleich einen ganzen Clip. Die Story (Kinogängern bestens bekannt): Stephanie zu Guttenberg zieht mit den Töchtern vors Gefängnistor, um dem Ehemann/Vater über die Mauern hinweg ein Geburtstagsständchen zu singen.

Inzwischen beinahe legendär ist, dass die Neue Zürcher Zeitung, aus der Guttenberg unter anderem abschrieb, seit gestern mit dem Verweis "'Summa cum laude' (Universität Bayreuth)" für sich wirbt. Den besten Gag dieser Tage produzierte Guttenberg aber selbst, natürlich unwissentlich und lange vor den Enthüllungen dieser Woche. In einem Imagefilm der juristischen Fakultät der Uni Bayreuth wendet sich Guttenberg bei Minute 0:46 mit väterlich-vertrauenswürdiger Schmunzelmimik persönlich an Studieninteressierte: "Sie stehen vor zwei Entscheidungen. Die erste: Was soll ich studieren? Jura. Es lohnt sich. Die zweite: Wo? Fraglos nur ein Ort: Bayreuth." Es lohnt sich also, ob mit oder ohne Doktor.

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