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Politik: Halb Gott, halb Häuptling

Simbabwes Präsident Robert Mugabe wird 80 Jahre alt

Von Wolfgang

Drechsler, Kapstadt

Südafrikas Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu nennt ihn einen in die Macht verliebten Potentaten, wie er im Zeichenbuch der Karikaturisten steht. Und auch im Westen wird Simbabwes Staatschef Robert Mugabe, der am heutigen Samstag seinen 80. Geburtstag begeht, inzwischen in eine Reihe mit den schlimmsten Diktatoren des Kontinents gestellt – mit Zaires Mobutu Sese Seko und Ugandas Idi Amin. Mugabe lässt Wahlen fälschen und Regimekritiker ermorden. Er schürt wie kein anderer den Rassenhass. Er verfügt die willkürliche Enteignung von Grund und Boden. Sein Land steht vor dem wirtschaftlichen Kollaps, es herrschen Chaos und Rechtlosigkeit. Und jetzt drohen auch noch Dürre und Hunger – ausgerechnet in Simbabwe, der Kornkammer und dem einstigen Vorzeigestaat des Kontinents.

Für viele Afrikaner ist Mugabe dennoch ein Held. „Er spricht für schwarze Menschen auf der ganzen Welt“, schreibt der südafrikanische Journalist Harry Mashabela und verweist auf den begeisterten Empfang Mugabes beim UN-Klimagipfel in Johannesburg und beim letzten Gipfel der Staatschefs des südlichen Afrika in Tansania. Obwohl er die schwarze Opposition brutal drangsaliert und seinen Staat ruiniert, ist Mugabe für viele Afrikaner immer noch der alte, heute vielleicht ein bisschen verrückte Freiheitskämpfer – ein Mann, der den Weißen die Stirn bietet. Denn die Landnahme durch ein paar tausend weiße Siedler gilt vielen Afrikaner als der weit größere Skandal.

Dabei geht es Mugabe nicht um das Land, sondern allein den Erhalt der eigenen Macht. Der alte Mann kann sich ein Simbabwe, das von einem anderen als ihm regiert wird, partout nicht vorstellen. Immer wieder greift er deshalb auf die alten Gegner zurück und macht sie zu Sündenböcken des eigenen Versagens: die weißen Farmer, unbeugsame Oppositionelle und die „teuflischen“ Herren in London, die angeblich nichts anderes im Schilde führten, als sein Land ein zweites Mal zu unterwerfen.

Ein Programm hat der einstige Hoffnungsträger der Demokratie, der Simbabwe 1980 in die Unabhängigkeit führte, nicht zu bieten. Wie die meisten nachkolonialen Herrscher des Kontinents regiert Mugabe halb als Gott, halb als Häuptling. Jeder ist ihm untertan, der Staat zum privaten Lehen umfunktioniert.

Wie konnte es dazu kommen? Mugabe hat sechs Universitätsabschlüsse, ist ein glänzender Redner und gilt als hochintelligent, aber die Gewalt gegen Andersdenkende zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben des Missionsschülers. „Wie Robespierre und Stalin verbreitet er unter den Menschen Angst und Schrecken, um politisch davon zu profitieren“, meint der britische Diplomat und Afrikakenner Robin Renwick – und nennt Mugabe ganz offen einen Terroristen. Schon vor 20 Jahren marschierte Mugabes Armee in die Hochburg der Opposition im Matabeleland ein und massakrierte dort über 20 000 Menschen.

Hoffnung auf ein Ende des Schreckens gibt es kaum. Bei der Kabinettsumbildung letzte Woche blieben alle alten Haudegen im Amt. Der Alte schart seine Truppen um sich für sein wohl letztes Gefecht: die Parlamentswahl im kommenden Jahr.

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