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Politik: Halberstadt: Angeklagte auf freiem Fuß

Magdeburg/Berlin - Der brutale Überfall von Neonazis auf Theaterschauspieler in Halberstadt wird offenbar weitgehend ungesühnt bleiben. Das Amtsgericht Halberstadt hat am Mittwoch alle vier Angeklagten aus der Untersuchungshaft entlassen.

Von Frank Jansen

Magdeburg/Berlin - Der brutale Überfall von Neonazis auf Theaterschauspieler in Halberstadt wird offenbar weitgehend ungesühnt bleiben. Das Amtsgericht Halberstadt hat am Mittwoch alle vier Angeklagten aus der Untersuchungshaft entlassen. Bei David O., Tobias L. und Stephan L. bestehe kein dringender Tatverdacht mehr, sagte Richter Holger Selig, der den Prozess im Gebäude des Landgerichts Magdeburg führt. Die Haftbefehle wurden aufgehoben. Im Fall des vierten Angeklagten, Christian W., setzte der Richter den Haftbefehl gegen Meldeauflagen außer Vollzug. Christian W. hatte zu Beginn der Hauptverhandlung im Oktober ein Teilgeständnis abgelegt. In Justizkreisen hieß es, nach dem jetzigen Stand der Beweiserhebung werde vermutlich nur Christian W. wegen der Gewalttat vom Juni verurteilt werden können. Der Angriff, bei dem mehrere Schauspieler verletzt wurden, hatte über Sachsen-Anhalt hinaus Empörung ausgelöst – auch wegen schwerer Pannen der Polizei.

Die Staatsanwaltschaft stimmte dem Antrag der Verteidiger auf Entlassung der Angeklagten aus der U-Haft zu. Bei zwei Angeklagten waren auch die Anwälte der sieben Nebenkläger – es handelt sich um die attackierten Schauspieler – einverstanden. In den zwei Monaten des Prozesses hatten weder die Nebenkläger noch andere Zeugen mit der nötigen Sicherheit die Angeklagten David O., Tobias L. und Stephan L. als Täter identifizieren können. Die drei Männer selbst haben bislang vor Gericht geschwiegen.

Aus den Reihen der Nebenkläger wird die Polizei für den Mangel an Beweisen in dem Verfahren mitverantwortlich gemacht. Beamte hatten am Tatort trotz Hinweisen der Opfer zwei mutmaßliche Schläger entkommen lassen. Das Fehlverhalten steht auch auf der Agenda des im September im Landtag eingesetzten Untersuchungsausschusses zur Polizeiaffäre in Sachsen-Anhalt.

Ein Ende des Prozesses ist trotz der Freilassung der Angeklagten noch nicht in Sicht. Das Gericht will bis ins nächste Jahr hinein Zeugen hören. Frank Jansen

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