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Hamburg: Erneut Anschlag auf türkischen Laden

Pflastersteine und Brandsätze zerstörten in der Hansestadt am Wochenende Fenster und Auslage von Gemüseläden und Reisebüros. Die Besitzer: Türken. Ein rassistisch motivierter Anschlag lag zunächst auf der Hand. Nun gibt es eine andere Erklärung.

Anschläge auf drei türkische Geschäfte in Hamburg sind vermutlich von politisch motivierten Tätern verübt worden. Am Wochenende warfen Unbekannte Pflastersteine in die Scheiben eines Gemüseladens und eines benachbarten Reisebüros im Stadtteil Hamm, wie ein Polizeisprecher am Montagmorgen mitteilte. Später vernichtete ein Brandsatz in demselben Gemüseladen die komplette Auslage. Verletzt wurde dabei niemand. Am Montagmorgen dann gab es einen weiteren Anschlag auf ein türkisches Reisebüro in Hamburg-Wilhelmsburg. Dort hinterließen die Täter ein Schreiben mit dem Kürzel der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei "PKK". Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.

"Wir gehen davon aus, dass die Anschläge ein politisches Motiv haben", sagte ein Polizeisprecher. Sie stünden sehr wahrscheinlich mit der aktuellen Zuspitzung des blutigen Konflikts zwischen der türkischen Armee und der PKK an der türkischen Grenze zum Irak in Verbindung. Erst am Sonnabend hatten in Hamburg 700 Menschen für die Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan demonstriert.

Zunächst glaubte man an ein rechtes Motiv

Die Türkisch-Islamische Union (Ditip), die in unmittelbarer Nähe zu den ersten beiden Tatorten ein Kulturzentrum und eine Moschee betreibt, hatte zunächst an einen rechtsradikalen Hintergrund geglaubt. "Bereits im September haben wir mehrere Drohbriefe erhalten", sagte Mesut Yaprakli, Vorsitzender der Gemeinde. Darin hätten Sprüche wie "Türken raus" gestanden.

Die Polizei sieht allerdings keine Verbindung zwischen den Postsendungen und den Anschlägen. "Solche Briefe mit dem immer gleichen Inhalt und der gleichen Schrift tauchen seit dem Jahr 2000 an den verschiedensten Stellen in ganz Deutschland auf", sagte eine Sprecherin. Der bislang unbekannte Verfasser habe seine Schreiben sogar ans Bundeskanzleramt geschickt. (mpr/dpa)

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