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Hamburg-Wahl: Junge Wähler – das alte Problem der CDU

Wie in Hessen und Niedersachsen, so in Hamburg: Die Konservativen punkten vor allem bei über 60-Jährigen. Die jungen Wähler tendieren eher zur SPD.

Hamburg/Mannheim - Der Abstand zwischen CDU und SPD am Sonntag war zwar deutlich. Eine nähere Analyse der Wahl zeigt aber: Auch Hamburgs Christdemokraten haben ein massives Problem, nämlich mit jungen Wählern – trotz ihres urbanen und jungen Sympathieträgers Ole von Beust. Am Sonntag wählten nach einer Erhebung der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen – basierend auf Daten aus der Vorwahlwoche und der Befragung von mehr als 11 000 Wählern am Wahltag selbst – nur 16 Prozent der Erstwähler CDU – damit liegen die Christdemokraten massiv hinter der SPD mit 43 Prozent der Erstwähler zurück. Während die CDU in der Gruppe der über 60-Jährigen wie 2004 57 Prozent holte, verlor sie bei allen jüngeren Altersgruppen deutlich und blieb mit 34 bis 39 Prozent unter ihrem Landesergebnis insgesamt.

Die für Hamburg historisch niedrige Wahlbeteiligung traf die CDU ebenfalls dramatisch. Nach Erhebungen des Forschungsinstituts Infratest-Dimap im Auftrag der ARD gingen der CDU 41 000 frühere Wähler verloren, die gar nicht erst zur Wahl gingen, deutlich mehr als die SPD, bei der 11 000 Anhänger zu Nichtwählern wurden. Die CDU gab demnach weitere 11 000 Stimmen an ihre Wunschpartnerin FDP ab – die nun verloren sind, da die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Aber selbst an die schärfsten Konkurrenten verloren Beusts Christdemokraten: Je tausend frühere CDU- Wähler wählten diesmal SPD und Grüne, 3000 sogar die Linke. Deutlicher Aderlass auch für die Grünen, deren Hamburger Formation Grün-Alternative Liste am stärksten an SPD und Linke abgab – 10 000 beziehungsweise 6000 Wähler – aber auch 16 000 Anhänger verlor, die es vorzogen, diesmal nicht zu wählen. Die Linke konnte zudem 9000 Wähler der SPD und 9000 frühere Nichtwähler für sich gewinnen. Die FDP, für die es gleichwohl wieder nicht reichte, zog von allen anderen Parteien, die Linke ausgenommen, frühere Wähler zu sich herüber. 3000 ihrer Wähler blieben allerdings zu Hause.

Sozial teilen sich die beiden großen Parteien mindestens eine Wählerschicht: 39 Prozent der Arbeiter wählten laut Forschungsgruppe Wahlen die SPD, aber ein ebenso hoher Prozentsatz entschied sich für die CDU. Die Arbeitslosen entschieden sich allerdings in deutlich größerer Zahl für die SPD (41 Prozent) als für die CDU (23 Prozent). Zu 21 Prozent wählten sie die Linke, während etwa gleichermaßen wenige von ihnen GAL (fünf Prozent) und FDP (vier Prozent) vertrauten.

Dass die CDU trotz ihrer Verluste die SPD dennoch deutlich auf Distanz hielt, hat mit der guten wirtschaftlichen Lage Hamburgs und dem hohen Ansehen von Ole von Beust zu tun. 72 Prozent der Hamburger hielten laut Forschungsgruppe Wahlen die wirtschaftliche Lage im Stadtstaat für besser als in den anderen westlichen Bundesländern; exakt ebenso viele attestieren Beust gute Arbeit, und 79 Prozent sahen die Stadt gut für die Zukunft vorbereitet. Entsprechend führte die CDU auch in Wirtschafts- und Arbeitsmarktfragen klar vor der SPD, der aber bei anderen als wichtig angesehenen Themen wie soziale Gerechtigkeit oder Familie ein Kompetenzvorsprung zugemessen wurde.

Bei dem nach Meinung der Befragten wichtigsten Problem Hamburgs, Bildung und Schule, lag die SPD (34 Prozent) knapp vor der CDU (31 Prozent). In puncto Leistungskritik und Parteiansehen rangiert die CDU vor SPD und Grünen, die sich aber im Vergleich zur Bürgerschaftswahl 2004 jeweils deutlich verbessert haben.Tsp

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