zum Hauptinhalt
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg mit seiner Frau Priscilla Chan und Tochter Max.

© dpa

Harald Martenstein: Die "Tagesthemen" haben Mark Zuckerberg schlecht behandelt

Caren Miosga hat Mark Zuckerberg in den "Tagesthemen" als Egoisten dargestellt. Harald Martenstein findet das nicht richtig und fragt, ob Moderatoren keine Egoisten sind. Eine Glosse.

Eine Glosse von Harald Martenstein

In den „Tagesthemen“ waren sie sehr streng zu Mark Zuckerberg. Der Gründer von Facebook stiftet in mehreren Schritten 99 Prozent seines Vermögens. Er ist Vater geworden. Mit dem Geld soll vor allem etwas für Kinder getan werden, die in arme Verhältnisse hineingeboren werden.

„Ein 45-Milliarden-Dollar-Baby. Der gute Mensch von Palo Alto oder nur ein guter Geschäftsmann? Einer, der selbst die persönlichsten Glücksmomente zu inszenieren versteht!“ So ging’s los, mit einer sarkastischen Moderation von Caren Miosga. Ich habe mich gefragt, ob Caren Miosga denn ihre eigenen Glücksmomente überhaupt nicht inszeniert, beziehungsweise, was daran schlimm sein soll. Gregor Gysi inszeniert sich doch auch. Dann folgten ein kritischer Bericht und ein bitterböser Kommentar. Für einen Abend waren mal nicht Pegida und „Islamischer Staat“ die Menschheitsfeinde Nummer eins, sondern dieser Ami, der sein Geld spendet.

Hauptvorwürfe: Zuckerberg sei nicht völlig selbstlos. Er will mit Hilfe der Spende auch was für sein Image tun. Und er entscheidet selbst, für welche Zwecke sein Geld ausgegeben wird. Vor allem hinterzieht er dem Staat Steuern. Wenn er sein Geld behält, bis er stirbt, fallen 90 Prozent an den Staat. Das wäre nach Ansicht der „Tagesthemen“ vorbildlicher und demokratischer als eine 99-Prozent-Spende zu Lebzeiten.

Die Andrea-Nahles-Rente mit 63

Tatsache ist, dass ich auf die Verwendung meiner Steuern keinen nennenswerten Einfluss habe, demokratisch ist da überhaupt nichts. Ich wähle eine Partei, aber ob diese Partei nach der Wahl tatsächlich das tut, was sie vor der Wahl versprochen hat, bleibt ihr überlassen. Nicht selten verwenden die Politiker das Geld in einer mindestens ebenso imagefördernden Weise wie Zuckerberg, sie verteilen nämlich Wahlgeschenke an ihre Anhängerschaft. Beispiele sind die Andrea-Nahles-Rente ab 63 und die berühmte FDP-Steuersenkung für Hoteliers. Ich finde, bei hungernden Kindern wäre das Geld besser aufgehoben gewesen.

Aus Sicht der „Tagesthemen“ scheint der Mensch nur als Objekt staatlichen Handelns eine Existenzberechtigung zu besitzen. Entweder bist du eine Arbeitsbiene, welche die staatlichen Kassen füllt, oder du bist Gegenstand staatlicher Fürsorge. Freiheit ist immer subversiv. Du musst Objekt sein, ein lebenslänglicher Gebührenzahler.

Der irrste Vorwurf an Zuckerberg ist der, dass er, bei seiner guten Tat, womöglich auch ein klein wenig an sich selbst gedacht haben könnte, an seinen Nachruhm, an die Freude, die Wohltaten ja auch dem Spender bescheren. Fernseh-Moderatoren denken nie an sich, stimmt’s? Und nur Heilige dürfen Gutes tun. Weil aber Heilige auf dieser Welt so gut wie nie vorkommen, überweist man sein gesamtes Geld am besten gleich an Andrea Nahles, die ist unfehlbar.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false