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Politik: Haushalt 2001: Die Tränen des Finanzministers

Seine Eltern stammen wohl von da, heißt es zugeknöpft in Hans Eichels Pressestelle. Nein, mehr sei dazu nicht zu sagen, da müsse man trennen: Hans Eichel als Person, Hans Eichel als Minister.

Seine Eltern stammen wohl von da, heißt es zugeknöpft in Hans Eichels Pressestelle. Nein, mehr sei dazu nicht zu sagen, da müsse man trennen: Hans Eichel als Person, Hans Eichel als Minister. Dass es im politischen Leben diese Trennung manchmal nicht gibt, hat der Finanzminister am Mittwoch selbst bewiesen, als er am Rednerpult des Bundestags Oppositionsführer Friedrich Merz mit einer Leidenschaft widersprochen hat, die selten ist in diesem Haus. Und es gab Tränen in den Augen des Ministers. Warum? Respektieren wir einfach das Persönliche, das in der Heftigkeit Eichels stecken mag. Über das Politische darf öffentlich nachgedacht werden. Vielleicht hat Eichel ein kleines Stück SPD-Geschichte geschrieben zum Thema: Die Sozialdemokraten und die deutsche Einheit.

Kein maßgeblicher Sozialdemokrat habe die Einheit gewollt, hatte Oppositionschef Merz gesagt. "Ein unglaublicher Vorgang" für Eichel, der auf Willy Brandt, Erhard Eppler, Klaus von Dohnanyi verweisen konnte. Wie andere vor ihm. Doch Eichel hat nicht nur über "die Debatte der älteren Generation" gesprochen, sondern auch "für mich und meine Generation". Die Sozialdemokraten also, "die in einem Deutschland aufgewachsen sind, das ein geteiltes Land war, in einem Deutschland, dessen Nationalismus viel Unglück über das eigene Land und über Europa gebracht hat." Eichel spricht damit für die heute verantwortliche Führungsgeneration, über der bis jetzt wie ein dunkler Schatten der Vorwurf hängt, sie habe in den entscheidenden Jahren 1989 und 90 versagt.

"Das hat uns allen gut gefallen", sagt der SPD-Abgeordnete Detlev von Larcher, und er sagt auch warum: "Das war sehr ehrlich." Hans Eichel hat überzeugt, einmal, weil er so sichtlich bewegt war, als er sich an die Familienreise Weihnachten 1989 nach Thüringen erinnert hat. Aber auch, weil er die Haltung dieser Generation freimütig geschildert hat: "In der Tat, die staatliche Einheit war für uns zunächst nicht die wichtigste Frage." So war es. Ein befreiendes Wort.

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