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© AFP

Heiligendamm: Weißer Stein, rote Zahlen

Als Konkurrenz zum mondänen Sylt sollte Heiligendamm nach der Wende zur Ostsee-Perle umgebaut werden - das Grand Hotel fährt bis heute Verluste ein.

Berlin - Seit 2003 erstrahlt Heiligendamm mit seinem Grand Hotel wieder als "Weiße Stadt am Meer". Das Hotel selbst aber schreibt rote Zahlen. Die Fundus-Gruppe als Eigentümerin des Objektes sucht noch immer nach Anlegern, die sich mit mindestens 25.000 Euro an dem Objekt beteiligen wollen. Eine freie Übernachtung pro Jahr und Preisnachlass im Golfclub sind dann zwar sicher - die erhofften Gewinnausschüttungen aber noch nicht.

Es sei ein "kühnes Projekt", sprach Fundus-Chef Anno August Jagdfeld 1996 vorausschauend, als er das gesamte architektonische Ensemble und 500 Hektar Land in Heiligendamm von der Treuhand kaufte. Das 200 Jahre alte Seeheilbad sollte mit umgerechnet über 200 Millionen Euro Investitionen eine Konkurrenz zum mondänen Sylt werden, gab der Chef der im nordrhein-westfälischen Düren beheimateten Fundus-Gruppe als Ziel aus.

Betuchte Anleger zahlen in Fonds ein

Erfahrung mit derartigen Projekten besitzt Fundus. Die Gruppe baut und restauriert Immobilien, etwa Einkaufspassagen oder Hotels, darunter auch das Adlon in Berlin. Das nötige Geld hierfür sammelt Fundus über geschlossene Fonds bei betuchten Anlegern ein. Jagdfeld warb mit goldenen Aussichten. Die Immobilie verspreche jährliche Ausschüttungen von zehn Prozent, sagte der Fundus-Inhaber 2003 bei der Eröffnung des Hotels.

Doch vielen Anlegern erschien das Projekt allzu kühn. Die Suche nach privaten Kapitalgebern sei nicht leicht gewesen, räumte Jagdfeld damals ein. Zu wenige Anleger teilten die Einschätzung der Gruppe, dass es sich um eine "sichere Geldanlage mit hohem Wertzuwachspotenzial" handele, wie Fundus für seinen Fonds verspricht, mit dem die Bauten in Heiligendamm maßgeblich finanziert werden.

Kredit gekündigt

So sucht Fundus noch immer nach Geldgebern für das Projekt. Dies ist umso nötiger, da die HypoVereinsbank einen Kredit über 15 Millionen Euro zum 30. Juni gekündigt hat. Für Fundus-Sprecher Johannes Beermann ist dies kein Problem. Laufe der Kredit aus, werde gegebenenfalls umgeschuldet. Schließlich handle es sich um lediglich acht Prozent des Gesamtwerts der Immobilie.

So dient der G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni dem Hotel auch als Visitenkarte für die Welt, um neue Gäste anzulocken. Das ist nötig. Die Auslastung betrug im vergangenen Jahr lediglich 43 Prozent, der durchschnittliche Zimmerpreis lag bei 186 Euro. Es sei in diesem Jahr aber eine "Tendenz nach oben erkennbar", betont Beermann. Man sei "guter Hoffnung", in diesem Jahr die "schwarze Null" zu erreichen.

Langfristige Perspektive

Doch ist es noch ein weiter Weg, um Jagdfelds Prognosen einer Ausschüttung in Höhe von zehn Prozent des eingesetzten Kapitals wenigstens knapp zu erreichen. Hierfür müsste nach Fundus-Angaben das Hotel zu 90 Prozent ausgelastet sein und je Zimmer im Schnitt 450 Euro erlösen - netto.

Vielleicht ist alles aber auch nur eine Frage der Zeit. Ein Grundsatz für den Fundus-Fonds ist der Gedanke der Nachhaltigkeit, und der erfordere "Überzeugung für das Investment und Geduld". Fundus scheint da laut Homepage durchaus in großen Dimensionen zu denken: "Heiligendamm hat eine langfristige, unternehmerische Perspektive mit einem Horizont von 100 oder wahrscheinlich mehr Jahren."

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