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Heimkinder: Australien bittet wieder um Verzeihung

Jahrzehnte lang hatte sich die australische Regierung geweigert, jetzt bittet sie bereits das zweite Mal um Verzeihung. Premier Kevin Rudd entschuldigt sich bei Heimkindern zwischen den 30er und 70er Jahren, die aus ihren Familien gerissen und oft körperlich und seelisch missbraucht wurden.

Canberra - Mit einer bewegenden Rede hat sich der australische Regierungschef Kevin Rudd für die jahrzehntelange Misshandlung und Vernachlässigung von einer halben Million Kinder in Heimen entschuldigt. Australien bereue „die Tragödie verlorener Kindheiten“, sagte Rudd am Montag in Canberra. Unter den Zuhörern im überfüllten Parlament waren viele der sogenannten vergessenen Australier, einige brachen in Tränen aus.

Rund 500 000 Kinder hatten die Behörden zwischen den 30er und 70er Jahren aus meist ärmlichen oder zerrütteten Familien herausgerissen – darunter auch rund 7000 junge Briten, die teilweise ohne Einverständnis der Eltern in die frühere Kolonien Australien geschickt wurden. In den staatlichen und kirchlichen Heimen wurden die Kinder und Jugendlichen dann oft seelisch, körperlich oder sexuell missbraucht.

„Dies ist eine hässliche Geschichte. Die Wahrheit ist, dass eine große Sünde begangen wurde“, sagte Rudd vor dem Parlament. „Wir sind heute zusammengekommen, um die Entschuldigung unserer Nation anzubieten, um ihnen, den ,vergessenen Australiern‘, und denen, die als Kinder ohne ihre Zustimmung zu unseren Ufern geschickt wurden, zu sagen, dass es uns leid tut.“ Rudd hatte sich im Februar 2008 bereits in einer viel beachteten Geste bei den Ureinwohnern des Landes, den Aborigines, entschuldigt.

Auch der britische Premier Gordon Brown will sich Anfang nächsten Jahres dafür entschuldigen, dass sein Land bis 1967 zehntausende Kinder in frühere Kolonien geschickt hat. Insgesamt brachten spezielle Agenturen damals mehr als 130 000 britische Kinder zwischen drei und 14 Jahren nach Australien, Kanada, Neuseeland, Südafrika und in das heutige Simbabwe – angeblich um ihnen dort ein besseres Leben zu ermöglichen. Ein Grund dafür war nach Angaben von Opferverbänden, dass in den Kolonien „weiße Briten“ angesiedelt werden sollten. AFP

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